[Z]akho. Anfang April lässt die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) nahe der Stadt Kirkuk über 215 Êzîden aus der Gefangenschaft frei. Unter ihnen sind vor allem Alte, Kranke, Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung. Aber auch ein heute vier Monate altes Baby, ein Junge, ist unter den Freigekommenen, das die Aufmerksamkeit der Kameras auf sich lenkt: Ohne Name, ohne Vater, ohne Mutter. Einer der anwesenden Peshmerga, der die Êzîden empfängt, nimmt das Baby zu sich und beweint es.
Als die IS-Schergen in Shingal einfallen, töten sie den Vater und entführen die zu dem Zeitpunkt schwangere Mutter. In der Gefangenschaft der Terrormiliz entbindet sie und übergibt das Kind einer älteren Tante, die ebenfalls entführt wurde und im April schließlich freikam. Die Mutter ist weiterhin in der Gewalt der Terroristen, ihr Schicksal ungewiss.
Heute kümmert sich lediglich die Großmutter um den Jungen sowie um 32 weitere Enkelinnen und Enkel. Fast alleine. Die Großmutter und die Kinder leben in Zelten im Flüchtlingslager von Zakho, im Norden der kurdischen Region im Irak. Es sind die Kinder ihrer Söhne und Töchter, die im August 2014 in ihrem Heimatdorf Til Ezer im Süden Shingals von IS-Terroristen getötet bzw. entführt wurden. Ihr Sohn, der Vater des Jungen, wurden ebenfalls ermordet. Sie selbst konnte rechtzeitig mit einigen der Kinder flüchten.
Sieben ihrer Söhne, studierte Intellektuelle, sind tot. Ihr Ehemann auch, die Großfamilie zerstört. Ihre Tochter Jilan (19) hat sich in der IS-Gefangenschaft in Mosul die Pulsadern aufgeschnitten und starb (Amnesty International berichtete). Eine Freundin, die mit Jilan verschleppt wurde, erzählte, dass Jilan sehr hübsch gewesen sei und daher wusste, dass die IS-Terroristen sie vergewaltigen werden. Um dem zu entgehen, hat sie sich vorher das Leben genommen.
Dem Baby, das noch immer ohne wirklichen Namen ist, fehlt es an Milch, beklagt die Großmutter. Und auch den anderen Kindern mangelt es an Nahrung und Wechselkleidung. Alleine sei sie nicht in der Lage, sich um so viele Kinder zu kümmern, so sehr sie sich in den vergangenen Wochen auch bemüht hat.
Heute sind die Kameras nicht mehr da und das Baby ist eines unter hunderttausenden Flüchtlingskindern. Angewiesen ist die Familie vor allem auf Hilfe von außen, da die lokalen und internationalen Hilfsorganisation mit den Flüchtlingsmassen überfordert sind.
Wer der Familie helfen möchte, kann dies über unsere Korrespondentin Jilan Abdal tun, die mit der Familie in Verbindung steht. Alle Spendengelder werden ohne Abzüge oder ähnlichem an die Familie weitergegeben. Der Spendenstand kann per E-Mail nachgefragt werden. Weitere Informationen sowie Kontakt an: j.abdal@ezidi.press
Spendenkonto:
Ezidische Gemeinde Essen e.V.
Sparkasse Essen
Kontonummer: 2108892 [IBAN: DE04 3605 0105 0002 1088 92]
Bankleitzahl: 36050105 [BIC: SPESDE3EXXX]
Verwendungszweck: Shingal
© ÊzîdîPress, 9. Mai 2015