Gurgen Arsenyan, armenischer Parlamentsabgeordneter, schockiert mit seiner Äußerung die êzîdîsche Gemeinschaft in Armenien
Gurgen Arsenyan, armenischer Parlamentsabgeordneter, schockiert mit seiner Äußerung die êzîdîsche Gemeinschaft in Armenien


Jerewan. Der parlamentarische Ausschuss für Außenbeziehungen Armeniens hat in den vergangenen Tagen erneut eine Abstimmung über einen Gesetzesentwurf zur Anerkennung des Völkermordes an den Êzîden im Irak vertagt, wie ein ÊzîdîPress-Korrespondent aus der armenischen Hauptstadt mitteilt. Die Parlamentsabgeordneten forderten eine Änderung des Gesetzestextes. Vertreter der êzîdîschen Gemeinschaft in Armenien hingegen betrachten das Vorgehen des Parlaments als Vorwand.

Mit einer skandalösen Äußerung sorgte ein armenischer Parlamentsabgeordneter für einen Eklat. Seiner Meinung nach sei ein Völkermord nicht an den Tatbestandsmerkmalen zu bemessen, sondern ausschließlich quantitativ nach der Zahl der Opfer zu bewerten.

„Sagen wir, es wären 3.000 Yeziden getötet worden, und nun? Das können Sie keinen Völkermord nennen. Erst wenn es die 1-Millionen-Marke überschreitet. Selbst wenn die Population der Yeziden sich im Land drastisch ändert und selbst wenn 25.000 getötet werden, kann man das keinen Völkermord nennen“, sagte der konservative Abgeordnete der Partei „Blühendes Armenien“ Gurgen Arsenyan. Arsenyan spielt damit auf die heute geschätzten 25.000 Êzîden in Armenien an, die die größte ethnische Minderheit des Landes darstellen. Weltweit leben schätzungsweise 800.000 Êzîden.

„Ähnliche Effekte können wir innerhalb der ukrainisch-russischen Beziehungen in Donezk beobachten“, führte Arsenyan weiter aus. Andere Parlamentsabgeordnete forderten die Streichung des Wortes Völkermord aus dem Gesetzesentwurf – in Anbetracht des internationalen Kampfes um die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern blanker Hohn.

Der Gesetzesentwurf wurde zuvor von Naira Zohrabyan eingebracht, nachdem mehrere Staaten und Gemeinschaften die Taten des „Islamischen Staates“ gegen die Êzîden in der nordirakischen Region Shingal als Völkermord anerkannten.

Die Êzîden in Armenien, langjährige Freunde des armenischen Volkes, für das sie auch ihr Leben geopfert haben, fühlen sich verraten. Im Frühjahr 2015 lehnte das armenische Parlament bereits einen Gesetzesentwurf ab, indem „die Anerkennung und Verurteilung des Völkermordes an den Pontus-Griechen, Assyrern, Yeziden und anderen Minderheiten durch das Osmanische Reich“ gesetzlich anerkannt werden sollte. Der stellvertretende Parlamentssprecher Eduard Sharmazanov zitierte den Gesetzesentwurf im Parlament und ließ demonstrativ den Namen der Êzîden aus.

In Armenien lebten im Jahr 2011 offiziellen Zahlen nach über 40.000 Êzîden. Seitdem ist etwa die Hälfte der Êzîden ausgewandert. Mit rund 1,3% Anteil an der Gesamtbevölkerung stellen die Êzîden die größte ethnische Minderheit im Land dar. Im Jahr 2012 anerkannte der armenische Staat die ethno-religiöse Identität der Êzîden.