Opfer des Zayouna-Massakers in Bagdad
Opfer des Zayouna-Massakers in Bagdad

[B]agdad. Seit dem Überfall der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden und der anschließenden Entführung tausender Frauen, Mädchen und Kinder, sind Êzîden im Irak nun zur Geldquelle für Menschenhändler und Erpresser geworden. Aber auch Angehörige weiterer Minderheiten wie Christen, Shabak, Yarsan und Turkmenen stehen im Visier des sich im Irak etablierten Menschenhandels.

Am 1. November diesen Jahres wurde der êzîdîsche Geschäftsmann Raed Rizgin Sadek in Bagdad von Unbekannten entführt. Sadek wurde an einen unbekannten Ort verschleppt und solange von seinen Entführern gefoltert, bis seine Familie das geforderte Lösegeld zahlte. Dabei soll es sich um eine hohe Summe gehandelt haben. Sadek, der aus der Region Bashiq und Bahzan in Südkurdistan stammt, ist wieder frei und in Gegenwart seiner Familie. Seine Täter werden, wie so oft im Irak, wohl nie gefasst werden.

In Bagdad kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Minderheiten und Entführungen, insbesondere Christen und Êzîden, die oft in Bagdad arbeiten, sind betroffen. Von Christen und Êzîden betriebene Spirituosengeschäfte sind Ziel von Angriffen radikaler Islamisten, für die der Verkauf der Spirituosen als Sünde gilt. Immer wieder gerieten auch Yarsan und Shabak im Nordirak nahe Mosul in das Kreuzfeuer religöser Fundamentalisten.

Schon vor Monaten kam es zu Entführungen von Angehörigen religiöser und ethnischer Minderheiten. Auch seitens der Terrormiliz Islamischer Staat, die Mitte Juni 24 Êzîden aus Chai verschleppte und Lösegeld forderte. Aber nicht nur für Mitglieder der Terrormiliz ist der Menschenhandel zur Einnahmequelle geworden, auch einfache Zivilisten beteiligen sich zunehmend daran, etwa beim Freikauf der êzîdîschen und christlichen Frauen und Kinder, wofür teilweise fünfstellige Summen verlangt werden. Schlepper und Schleuser verdienen im Irak zudem seit Jahren an der Verfolgung von Minderheiten.

êzîdîPress, 18. Nov. 2014