Baghuz. Die „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) haben die letzte Hochburg der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien befreit. SDF-Sprecher Mustafa Bali erklärte am Freitag, der IS sei „zu 100% territorial eliminiert“ worden, nachdem auch die letzte Hochburg im ost-syrischen Baghuz befreit werden konnte. Dort hielten sich in den vergangen Wochen tausende IS-Kämpfer auf. Viele von ihnen ergaben sich den von der Anti-IS-Koalition unterstützten SDF-Kräften, andere verschanzten sich bis zuletzt auf dem Baghuz-Hügel. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag stürmten SDF-Kräfte den Hügel und befreiten damit die gesamte Region von der IS-Herrschaft.

Militärische Fackeln erhellen in der Nacht vom 22. März 2019 die letzte territoriale Stellung des „Islamischen Staates“ im syrischen Baghuz während Gefechten gegen IS-Kämpfer, die sich  auf dem Hügel in Baghuz verschanzt haben (Mustafa Bali, 22. März 2019; Twitter)

Auch westliche Vertreter der Anti-IS-Koalition erklärten den IS in Pressemitteilungen am Freitag für militärisch besiegt. Der deutsche Außenminister Heiko Maas äußerte sich auf Twitter.Bis die Terrormiliz aber gänzlich besiegt ist, werden vermutlich noch Jahre vergehen. Zahlreiche Kämpfer haben sich in andere Gebiete Syriens und in den Irak abgesetzt und dort Schläferzellen gebildet, warnte der UN-Sicherheitsrat bereits vor Wochen in einem Bericht (S/2019/103). Der IS sei zwar militärisch und territorial besiegt, die Gefahr von Anschlägen aber werde zunehmen, warnen Experten. Jüngste Beispiele aus Mosul verdeutlichen die weiterhin bestehende Bedrohungslage. Immer wieder kommt es vor allem im Nordirak zu Anschlägen durch IS-Zellen.

Der Sieg gegen den IS sei teuer bezahlt worden, teilte die SDF-Führung in einer am Samstag veröffentlichten Pressemitteilung mit. Über 11.000 Kämpfer seien auf Seiten der SDF in den vergangenen Jahren im Kampf gegen den IS getötet und 21.000 Kämpfer verletzt worden. Das multiethnische und multireligiöse SDF-Militärbündnis kämpfte von 2014 an in erbitterten Schlachten gegen den IS. In den Gefängnissen des kurdischen Norden Syriens werden tausende IS-Kämpfer festgehalten, darunter auch zahlreiche IS-Mitglieder aus Europa.

Kurdische Kämpferin der SDF ersetzt in Baghuz eine der letzten Flaggen des „Islamischen Staates“ durch das Banner der Frauen-Einheit der YPG (Nazim Daştan; 21. März 2019)

Im Jahr 2014 rief die Terrormiliz die Gründung des „Islamischen Staates“ aus, das über den gesamten Nahen Osten ausgedehnt werden sollte. Wenige Monate später verübte die durch den irakischen Bürgerkrieg erstarkte Terrormiliz einen Völkermord an der êzîdîschen Minderheit im Nordirak und übernahm auch in Syrien die Kontrolle über weitläufige Gebiete. Eine der letzten Flaggen des „Islamischen Staates“ in Syrien wurde durch eine kurdische Kämpferin der SDF in Baghuz heruntergerissen und durch das Banner der Fraueneinheit ersetzt.