Êzîdîsche Delegation zu Gesprächen im irakischen Verteidigungsministerium
Êzîdîsche Delegation zu Gesprächen im irakischen Verteidigungsministerium (mod)

[B]agdad. Eine Delegation aus êzîdîschen Vertretern traf heute mit dem Verteidigungsminister des Iraks, Khalid al-Obeidi, zusammen, um über weitere Unterstützung der Zentralregierung für die êzîdîschen Widerstandskämpfer in Shingal zu diskutieren. Der Delegation zufolge versprach al-Obeidi Waffenlieferungen an die Widerstandskämpfer in Shingal, wie euronews berichtet.

Dem êzîdîschen Kommandeur Sheikh Tuman Silêman zufolge, zeigte sich das Verteidigungsministerium auch bereit, weiterhin logistische Unterstützung für den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat (IS)“ zu leisten. Das irakische Parlament beschloss vor wenigen Wochen bereits, nun auch sunnitische Stämme mit Waffen auszurüsten, die gegen den IS kämpfen. Die weitere Bewaffnung der Êzîden ist ebenfalls Teil dieser Strategie.

Sowohl Bagdad als auch die kurdische Regierung in Erbil erklärten die Rückeroberung der Shingal-Region bereits mehrfach als Prämisse dafür, die zweitgrößte Metropole des Iraks und Zentrum der IS-Terrormiliz Mosul zurückzuerobern. Mosul könne dem südkurdischen Präsidenten Barzanî zufolge nur dann vom IS befreit werden, wenn zuvor Shingal unter Kontrolle gebracht wird. Sowohl die kurdischen Peshmerga als auch die irakischen Streitkräfte, von schiitischen Milizen unterstützt, versuchen derzeit Mosul von allen Seiten zu belagern.

Zudem bildet Shingal eine wichtige Versorgungsroute des IS, um Kämpfer und Ausrüstung von Syrien aus in den Irak und umgekehrt zu beordern. Gestern zerstörten Kampfjets der Anti-IS-Koalition einen IS-Konvoi in unmittelbarer Nähe der syrisch-irakischen Grenze im Westen der Shingal-Region, wie ein ÊzîdîPress-Korrespondent mitteilte. Dabei sollen mind. vier gepanzerte Fahrzeuge der Terroristen zerstört worden sein.

Êzîdîsche Kommandeure in Shingal beklagen seit nunmehr fast vier Monaten das Fehlen ernsthafter Bemühungen der Zentral- und Regionalregierung im Kampf gegen den IS, um die Shingal-Region zu befreien. Die bisher sporadische Unterstützung der Widerstandskämpfer reiche nicht aus, um den IS-Belagerungsring zu durchbrechen. Während einer Offensive am 21. Oktober gelang es der Terrormiliz die letzte Versorgungsroute der Widerstandskämpfer zu besetzen. Auch über 9.000 Zivilisten mussten sich in das Gebirge retten, wo sie seit Wochen auf Hilfe warten.

Das Peshmerga-Ministerium kündigte gestern gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters eine Offensive zur Befreiung der Shingal-Region an. „Unsere Priorität ist nun Shingal. In den kommenden Tagen werden wir einen Plan vorlegen“, erklärt der Pressesprecher des Peshmerga-Ministeriums Halgurd Hikmet. Gleichlautende Erklärungen gaben Peshmerga-Kommandeure in den vergangenen Monaten jedoch immer wieder ab, ohne dass die Pläne in die Tat umgesetzt wurden. Die intensivierten Luftschläge gegen den IS in Shingal können aber als Vorzeichen eines bald anlaufenden Vorstoßes in Shingal gewertet werden.

ÊzîdîPress, 24. Nov. 2014