[H]annover. Mit einem rostigen Boot brachen ersten Berichten zufolge 250 bis 300 êzîdîsche Flüchtlinge auf, um über das Mittelmeer von der türkischen Küste aus nach Europa zu gelangen. Zwei bis drei Tage trieben die Flüchtlinge aus Shingal im Mittelmeer umher, bis ihr Boot schließlich voll Wasser läuft. Der Schlepper soll verschwunden sein. Einem der Erwachsenen gelingt es, Angehörige im Irak zu kontaktieren.
Sechs Kinder sind während der versuchten Überfahrt ertrunken, so Angehörige am Telefon. Helikopter der türkischen Küstenwache entdecken die schiffsbrüchigen Flüchtlinge nahe der zyprischen Küste und begannen vor rund fünf Stunden umgehend mit Rettungsaktionen. Die geretteten Êzîden werden derzeit in einem Krankenhaus behandelt. Die Flüchtlinge waren seit Tagen ohne Trinkwasser und Nahrung unterwegs und sind körperlich völlig geschwächt.
Zuvor flüchteten die Êzîden vor der Terrormiliz aus Shingal und fanden zunächst in der Türkei Zuflucht.
Update 21:40 Uhr: Bestätigten Informationen zufolge war das Boot unter tansanischer Flagge unterwegs. Als Wasser in das Boot eindrang, verschwanden die Schlepper und ließen die Menschen zurück. Angehörigen gelang es, ihre Verwandte zu kontaktieren, die mit Hilfe von êzîdîschen Organisationen in Deutschland und Menschenrechtsaktivisten dann die Behörden alarmierten.
Die türkische Flotte vor der nord-zyprischen Küste rückte aus und umstellte das Boot, konnte aus rechtlichen Gründen jedoch zunächst nicht eingreifen. Zu diesem Zeitpunkt bestand jedoch keine weitere Lebensgefahr mehr für die Flüchtlinge. Die Flüchtlinge wurden schließlich von der türkischen Küstenwache in Obhut gebracht und werden nun versorgt, wie die geretteten Flüchtlinge telefonisch mitteilten.
In der vorherigen Version wurde die griechische Küstenwache angegeben, tatsächlich handelte es sich jedoch um die türkische, da das Boot noch im Hoheitsgewässer Nord-Zyperns Schiffbruch erlitt. Die Fehlinformation wurde korrigiert.
êzîdîPress, 22. Nov. 2014