Shingal. Türkische Kampfjets haben am Mittwochabend erneut mehrere Ziele in der nordirakischen Region Shingal bombardiert. Dabei sollen mehrere Menschen getötet und verletzt worden sein. Die Angriffe erfolgten nach einem Treffen zwischen dem türkischen Präsidenten Erdogan und dem irakischen Ministerpräsidenten Abadi am Dienstag.
Nach bestätigten Informationen eines ÊP-Korrespondenten vor Ort sollen drei Fahrzeuge der êzîdîschen Widerstandseinheit Shingals (YBŞ) von Bomben der Türkei getroffen worden sein, nachdem diese sich auf der Rückfahrt von einer Gedenkzeremonie im Süden der Region befunden haben. Perfide aber nicht ungewöhnlich für derartige Angriffe der Türkei ist die Wahl des Zeitpunktes der Luftschläge: Exakt am vierten Jahrestag des Massakers des êzîdîschen Dorfes Kocho durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“, bei dem über 600 ÊzîdInnen getötet und weitere 1.200 entführt und verschleppt wurden. Die türkische Armee hat die Angriffe inzwischen offiziell bestätigt.
Genaue Angaben zur Zahl der getöteten oder verletzten Personen liegen derzeit nicht vor. Alle Insassen der drei getroffenen Fahrzeuge des Konvois sollen getötet worden sein. Berichte, wonach sich hochrangige YPG/YPJ und PKK-Funktionäre unter den Opfern befinden, können aktuell ebenfalls nicht verifiziert werden. Die türkische Armee behauptet offiziell, sie habe bei den Luftschlägen den êzîdîschstämmigen PKK-Funktionär Zeki Shingali getötet. Eine Bestätigung seitens der YBŞ, die Shingali mitorganisiert hat, liegt nicht vor.
Zuletzt bombardierte die Türkei am 26. April 2017 mehrere Stellungen der PKK in Shingal. Anschließend zogen sich die Kämpfer der PKK nach einer Übereinkunft mit der irakischen Zentralregierung aus der Region zurück. Auch bei den erneuten Luftschlägen wird die Türkei behaupten, es habe sich um Angriffe auf PKK-Stellungen gehandelt. Tatsächlich werden alle Checkpoints von der irakischen Armee und teilweise von êzîdîschen Kämpfern kontrolliert.
Weitere Details werden in Kürze erwartet.
© ÊzîdîPress, 15. August 2018