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[R]aqqa. Der Aktivistengruppe RSL zufolge hat das Assad-Regime in der syrischen Hochburg der Terromiliz „Islamischer Staat (IS)“ Raqqa, gestern eine Schule bombardiert, in der eine unbestimmte Anzahl an êzîdîschen Frauen und Kinder festgehalten worden sind. Dabei soll es sich um die Sukaniah-Schule gehandelt haben.
Nach dem Luftschlag auf das Gebäude, das zu einem Gefängnis umfunktioniert wurde, soll es einigen der Frauen und Kinder gelungen sein zu flüchten und sich in benachbarte Orte zu verstecken. Terroristen des IS belagerten das Gebiet jedoch und konnten die Êzîdînnen und ihre Kinder erneut einfangen.
Der RSL-Gruppe zufolge sind sie anschließend an unbekannte Orte verschleppt worden. Überprüfen lassen sich die Angaben der Aktivistengruppe nicht, decken sich allerdings mit den Berichten bereits aus Raqqa befreiter Êzîdînnen, die von mehreren hundert versklavten Frauen und Kinder in der Stadt mitteilten. Die RSL ist sowohl regimekritisch als auch gegen die Herrschaft des IS in Raqqa. Aktivisten der Gruppe berichten teilweise direkt aus der Stadt Raqqa selbst. Ob bei dem Luftbombardement einige der Frauen oder Kinder getötet wurden, ist nicht bekannt.
Nachdem die Terrormiliz am 3. August das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden Shingal im Nordirak überrannte, verschleppte sie mehrere tausend êzîdîsche Frauen, darunter viele minderjährige Mädchen sowie Kinder. Die Gesamtzahl der entführten Frauen und Kinder wird auf über 5.000 beziffert.
Dem Shingal-Krisenmanagement-Team zufolge, geleitet vom Êzîden Mûrad Îsmail und Matthew Barber aus den USA, hat die Terrormiliz im Irak damit begonnen, in dem Dorf Kucho festgehaltene Frauen, Mädchen und Kinder nach Tal Afar zu verschleppen. In Kucho richteten IS-Terroristen ein Massaker an mind. 412 männlichen Êzîden an. Zuvor wurde das Dorf über zwei Wochen hinweg belagert und die Bewohner zur Konvertierung zum Islam gezwungen. Schließlich richtete die Terrormiliz ein Drittel der Bevölkerung hin und versklavte Frauen und Kinder.
Durch die Deportierung nach Tal Afar mindern sich auch die Chancen einer Befreiung. Ob die Frauen nun in Tal Afar verbleiben oder von dort aus in andere Städte und Orte transportiert werden, ist nicht bekannt. In Tal Afar bombardierten Koalitionsstreitkräfte und die irakische Luftwaffe in den vergangenen Tagen intensiv Stellungen des IS. Nicht selten missbrauchen die Terroristen die entführten Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde, um Luftschläge zu verhindern. Die meisten Aufenthaltsorte der Frauen sind bekannt, sie zu befreien gestaltet sich jedoch äußerst schwierig.
In ihrem Magazin „Dabiq“ rechtfertigt die Terrormiliz die Versklavung der êzîdîschen Frauen, Mädchen und Kinder, da sie der Sharia nach „absolute Ungläubige“ sind. Die Wiedereinführung der Versklavung belebe zudem eine bis dahin nicht mehr praktizierte islamische „Tradition“. Nach ihrer Verschleppung werden die Frauen vergewaltigt oder an Dritte weiterverkauft, teilweise an Kaufwillige in Saudi-Arabien, wie mehrere befreite Frauen berichten. Hochrangige Islamgelehrte aus aller Welt verurteilten das Vorgehen der Terrormiliz gegen die Êzîden und bezeichneten auch die Versklavungen als un-islamisch.
êzîdîPress, 28. Nov. 2014