Batman. In der südosttürkischen Provinz Batman ist am Dienstag ein êzîdîscher Friedhof geschändet worden. Noch unbekannte Täter sind von Montag auf Dienstag in den umzäunten Friedhof des êzîdîschen Dorfes Çinêrya (türk. Yolveren ) eingedrungen und beschädigten ein Grab und öffneten ein weiteres. Beide Gräber gehören zu Êzîdînnen, die bis zu ihrem Tod in Deutschland lebten. Das Dorf befindet sich ca. 15km südlich der Stadt Batman.

Zerstörter Grabstein in Çinêrya (5. Februar 2019)

Das Grab der 23-jährigen Êzîdîn Sara G. wurde geöffnet und der Grabstein dabei zerstört. Die genauen Motive der Täter sind bisher nicht bekannt. Einige Angehörige vermuten, dass die Täter im Grab nach Wertgegenständen gesucht haben. Andere sehen in der Tat eine bewusste Einschüchterung der Êzîden, wie es in der Vergangenheit des öfteren der Fall war. Bei der Öffnung des Grabes von Sara G. wurde auch der Grabstein der Êzîdîn Nezahat A. beschädigt.

Geöffnetes Grab in Çinêrya (05. Februar 2019)

Die Zerstörung wurde von ehemaligen Angehörigen des Dorfes entdeckt, die sich derzeit zufällig dort aufhalten. In der Vergangenheit kam es wiederholt zur Schändung des Friedhofes in Çinêrya. Mehrmals versuchten bis heute unbekannte Täter die Gräber des Friedhofes zu öffnen und beschädigten dabei weitere Grabsteine. Ein Grab wurde dabei ebenfalls ausgehoben.

In dem Dorf lebten bis kürzlich lediglich zwei Êzîden. Nachdem alle Êzîden in den 90er Jahren das Dorf verlassen hatten und nach Deutschland migrierten, kehrten Pîr Hemê Alcu und seine Frau Pîr Xemê Alcu bereits wenige Jahre später zurück. Von 2002 bis 2019 lebten beide völlig alleine im Dorf. Am 25. Januar 2019 starb Dayê Xemê im Alter von 82 Jahren. Trotz der Gefahren, die für Êzîden in der Region nach wie vor gegenwärtig sind, harrte das Ehepaar aus Heimatliebe für 17 Jahre alleine im Dorf aus. Nach dem Tod von Dayê Xemê lebt ihr hinterbliebener Ehemann nunmehr alleine im Dorf.

Immer wieder kommt es in der Türkei zu Schändungen êzîdîscher Gräber. Im Mai 2018 kam es zu einem politisch-religiös motivierten Übergriff auf das Trauerhaus des êzîdîschen Dorfes Efşê in der Provinz Mardin. Im April 2017 wurde der êzîdîsche Friedhof des Dorfes Zewra in der Provinz Viranşehir geschändet. Im März 2014 wurden ebenfalls in der Provinz Viranşehir im Dorf Khirbebelek mehrere êzîdîsche Gräber beschädigt. Ebenso im März 2015 im Dorf Hacrê in der Provinz Batman.

Nicht selten handelt es sich bei den Schändungen êzîdîscher Gräber um bewusste Einschüchterungsversuche muslimischer Dorfbewohner, die eine Rückkehr der Êzîden in ihre alten Dörfer verhindern wollen. Oft kommt es dabei auch zu Beschlagnahmungen und Morddrohungen. Die Täter werden nicht selten von örtlichen Politikern und Großgrundbesitzern gedeckt, die vor Gewalt nicht zurückschrecken.

© ÊzîdîPress, 05. Februar 2019