Zerstörter Grabstein auf dem êzîdîschen Friedhof in Zewra (anf)
Zerstörter Grabstein auf dem êzîdîschen Friedhof in Zewra (anf)


Zewra. Erneut ist in der Türkei ein êzîdîscher Friedhof geschändet worden. Unbekannte hatten in der Nacht vom 16. auf den 17. April den êzîdîschen Freidhof im Dorf Zewra in der Provinz Viranşehir aufgesucht und dabei mindestens acht Gräber schwer beschädigt. Die Grabsteine der Gräber wurden umgestoßen und zerstört. Der êzîdîsche Soziologe und HDP-Vorstandsmitglied Azad Bariş bestätigte gegenüber der kurdischen Nachrichtenagentur ANF die Zerstörungen, darunter auch Gräber seiner Verwandten.

Wer hinter den Zerstörungen steckt, ist bisher unklar. Bariş vermutet, dass es sich bei den Tätern um sogenannte Dorfschützer aus dem AKP-nahen Umkreis handelt. Diese hätten in der Vergangenheit bereits mehrfach ihre Verachtung gegenüber der êzîdîschen Religion offenbart. Die Provinz Viranşehir gilt als islamisch-konservativ. Die wenigen dort heute noch lebenden Êzîden beklagen tägliche Fälle von Diskriminierungen.

In der Vergangenheit kam es in der Türkei immer wieder zu Schändungen êzîdîscher Gräber. Im März 2014 wurden ebenfalls in der Provinz Viranşehir im Dorf Khirbebelek mehrere êzîdîsche Gräber beschädigt. Ebenso im März 2015 im Dorf Hacrê in der Provinz Batman. Nicht selten handelt es sich bei den Schändungen êzîdîscher Gräber um bewusste Einschüchterungsversuche muslimischer Dorfbewohner, die eine Rückkehr der Êzîden in ihre alten Dörfer verhindern wollen. Oft kommt es dabei auch zu Beschlagnahmungen und Morddrohungen. Die Täter werden nicht selten von örtlichen Politikern und Großgrundbesitzern gedeckt, die vor Gewalt nicht zurückschrecken.

Der Zentralrat der Yeziden in Deutschland beklagte bereits im Jahr 2006 in einer Stellungnahme zur Situation der Êzîden in der Türkei, dass die in der Türkei lebenden Êzîden zum Schutz vor Übergriffen etwa Schutzzahlungen zu leisten haben. Bei Weigerung kam es zu Übergriffen, die auch Todesopfer zur Folge hatten.

Bilder der beschädigten Gräber in Zewra

© ÊzîdîPress, 22. April 2017