Paris. Der französische Multidollar-Konzern Lafarge soll mehrere Millionen US-Dollar an die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gezahlt haben. Das Geld soll mit Wissen von mindestens acht leitenden Angestellten von Lafarge für eine Zementfabrik im Norden Syriens an die Terrormiliz geflossen sein, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. So habe die Terrormiliz von 2013 bis 2014 mehrere Millionen an Geldern über Lafarge erhalten. Die französische Justiz erhob im Juni 2018 offiziell Anklage wegen Terrorfinanzierung und Komplizenschaft wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Êzîdîsche Frauen, die in Gefangenschaft der IS-Terrormiliz gerieten und entkamen, haben nun einen Antrag auf Teilnahme als zivile Nebenkläger im Strafverfahren gegen Lafarg gestellt.
Die Êzîdînnen werden von den britischen Anwälten Amal Clooney, Ben Emmerson und Rachel Lindon vertreten, wie die êzîdîsche NGO Yazda in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung erklärt. Das britische Juristenteam soll sicherstellen, dass die Verbrechen gegen die Êzîdînnen im Prozess gegen Lafarge und dessen Führungskräfte „angemessen zur Geltung“ kommen und den Êzîdînnen eine Entschädigung zugesichert wird.
Gegenüber Yazda erklärte Clooney, es sei „eine Ehre, die yezidischen Frauen in diesem Verfahren zu vertreten, der es ihnen und anderen Opfern des IS ermöglicht, in einem Gerichtssaal gehört zu werden. Seit August 2014 hat der IS die Yeziden im Irak und Syrien gewaltsam vertrieben, hingerichtet, entführt und Frauen und Mädchen versklavt. Es ist der erste Prozess, in dem ein multinationales Unternehmen wegen Komplizenschaft angeklagt wird, international geächtete Verbrechen des IS unterstützt zu haben“.
Ben Emmerson, UN-Sonderberichterstatter für Terrorismusbekämpfung und Menschenhandel, macht zudem deutlich, dass Konzerne, die in Konfliktgebieten tätigt sind, für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Emmerson trägt den Titel als Kronanwalt, einer in Großbritannien verbreiteten Bezeichnung für besonders erfahrene Juristen. Rachel Lindon betonte die Wichtigkeit der Teilnahme von Opfern der Terrormiliz IS in dem Verfahren gegen Lafarge.
Lafarge soll ersten Erkenntnissen zufolge bis zu fünf Millionen US-Dollar gezahlt haben, um weiter in Syrien produzieren zu können. Mit diesem Geld habe unter anderem der IS seinen Terror finanziert. Für den Konzern, der in über 60 Ländern aktiv ist, könnte der Prozess das Ende bedeuten. Dem Konzern wird nicht nur vorgeworfen, für die Weiterführung der Zementfabrik in Syrien Geld an den IS gezahlt zu haben, sondern auch für Öl bezahlt zu haben, dass die Terrormiliz durch eroberte Raffinerien veräußerte.
© ÊzîdîPress, 30. November 2018