[S]hingal. Von massiven Luftschlägen unterstützt, haben die Peshmerga seit den frühen Morgenstunden nach über vier Monaten mit einer Offensive zur Rückeroberung der Region Shingal begonnen. Dies melden übereinstimmend mehrere ÊP-Korrespondenten sowie verschiedene Medienagenturen. Demnach marschieren Einheiten der Peshmerga derzeit von Rabiah und Zumar aus nach Shingal vor, die Kämpfe dauern fort.
In Zumar, östlich von Shingal und Tal Afar, sind bereits mehrere Dörfer zurückerobert worden. Dabei handelt es sich um strategisch bedeutende Dörfer, die entlang der Verbindungsstraße nach Tal Afar und Shingal liegen. Von Rabiah aus, nördlich von Shingal, rücken die Peshmerga-Einheiten mit schwerer Infanterie und Panzertruppen vor. Ziel des Vormarsches von Rabiah aus sind die größeren Gemeinden im Norden von Shingal, Sinunê, Dugurê, Duhola und Borik. Die êzîdîschen Widerstandskämpfer bereiten sich im Shingal-Gebirge für einen Vorstoß vom Süden der Gemeinden her vor.
In Rabiah erfolgten im Verlauf des Tages mehrere Luftschläge gegen Stellungen der IS-Terrormiliz. Die Koalitionsstreitkräfte unterstützen den Vormarsch der Peshmerga wie bereits zuvor bei der Rückeroberung großer Teile Zumars.
Wieweit die Peshmerga-Einheiten bereits vorgerückt sind, ist nicht bekannt. Die Einheiten sollen wenige Kilometer, ersten Angaben zufolge rund 15km, vor Tal Afar stehen. Von Rabiah bis zu den ersten Dörfern in Shingal, sollen es weniger als 10km sein.
Ausländische IS-Mitglieder sollen einem ÊP-Korrespondenten zufolge bereits versuchen, aus der Stadt über die Grenze gen Syrien zu flüchten. Wichtige Versorgungsrouten der IS-Terrormiliz von und nach Mosul sind zudem von den Peshmerga-Einheiten besetzt worden, um Nachschub und Verstärkungstruppen für die Terrormiliz zu verhindern.
Am 3. August diesen Jahres überfiel die IS-Terrormiliz das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden Shingal und verübte einen Genozid an der Bevölkerung. Die in Shingal stationierten Peshmerga-Einheiten flüchteten wie bereits zuvor die irakischen Sicherheitskräfte. Über 5.000 Êzîden sind von der Terrororganisation massakriert, über 5.000 Frauen und Kinder entführt und über 400.000 Menschen aus ihrer Heimatgebieten vertrieben worden.
Mehrere Zehntausend Menschen versuchten sich in das Shingal-Gebirge zu retten, wo sie ohne Wasser und Nahrung extremer Hitze ausgesetzt waren. Hunderte Menschen, darunter vor allem Kleinkinder und Greise, verdursteten. Wenig später ordnete der US-amerikanische Präsident Barack Obama Luftschläge und Hilfsgüterlieferungen an, um weitere Massaker an der êzîdîschen Bevölkerung zu verhindern.
Mit einem Fluchtkorridor, der von den kurdischen Volksvereidigungseinheiten der YPG und der PKK freigekämpft wurde, ebenfalls mit Unterstützung von Luftschlägen, konnten die im Gebirge eingeschlossenen Menschen befreit werden.
Nach einer zweiten Offensive der IS-Terrormiliz, ging der Flucht- und spätere Versorgungskorridor verloren. Über 9.000 Zivilisten harren seitdem im Gebirge aus, von denen vielen der Kältetod droht, sollte der Winter gänzlich hereinbrechen. Die Offensive der Peshmerga könnte nun den bisherigen Fluchtkorridor erneut eröffnen.
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