JFYezidisWinnipeg. Die Jüdische Föderation in der kanadischen Stadt Winnipeg hat erstmals zwei êzîdîsche Flüchtlingsfamilien nach Kanada geholt. Im Rahmen der Initiative „Operation Ezra“, eines eigens für Êzîden initiierten Aufnahmeprogammes, konnten am vergangenen Montag zwei von geplanten sieben Familien nach Kanada eingeflogen werden. Die Ausreise verzögerte sich nach den Terrorattacken am Istanbuler Flughafen zunächst. Die Familien lebten bis dahin in dem Flüchtlingslager Midyat, in der kurdischen Region im Südosten der Türkei und waren vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ aus Shingal im Nordirak geflohen. Ezra, der hebräische Name für Hilfe, war auch der Name verschiedener Fluchtprogramme für jüdische Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach dem zweiten Weltkrieg.

Operation Ezra soll im ersten Anlauf 42 Êzîden, vor allem Familien, bei der Migration nach Kanada verhelfen und sie vor Ort in Winnipeg finanziell und materielle unterstützen. Dutzende jüdische Familien haben die für die Aufnahme notwendigen Finanzmittel und die Ausstattung der Wohnräume gespendet, wie es auf der Webseite der Organisation heißt. Der Jüdische Kinder- und Familienservice in Winnipeg etwa wird den Familien bei allen notwendigen Besorgungen behilflich sein.

„Beide, Juden und Yeziden, sind Opfer von Genoziden geworden und teilen die Erfahrung, dass Regierungen ihnen den Rücken gekehrt haben“, kritisiert die jüdische Föderation. Trotz der Kenntnis der Vereinten Nationen und der kanadischen Regierung, die die Verbrechen des IS gegen die Êzîden als Völkermord anerkannt haben, fehlen direkte Maßnahmen zur Unterstützung und vor allem zur Migration in sichere Staaten, erklärt die Journalistin Madison Pearlman, die an der Universität Oxford ihren Master in Flüchtlings- und Migrationsstudien absolvierte.

In Kanada leben seit Jahrzehnten mehrer tausend Êzîden, die überwiegend aus dem Nordirak und vereinzelt aus Syrien stammen. Die größte Gemeinde lebt in der Metropole Toronto.

Weitere Informationen auf der Homepage der Jüdischen Föderation in Winnipeg

© ÊzîdîPress, 12. Juli 2016