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[S]hingal. Aufgrund der anhaltenden Konflikte und Auseinandersetzungen mit arabischen Stämmen in Shingal, haben êzîdîsche Widerstandskämpfer mit Hilfe der Peshmerga und PKK-Einheiten nun für die arabischen Dörfer in Shingal klare territoriale Grenzen gezogen. So etwa entlang mehrerer Dörfer im Nordosten der Region, in unmittelbarer Nähe zur irakisch-syrischen Grenzstadt Rabia. Dies teilten êzîdîsche Kämpfer ÊzîdîPress telefonisch mit.
Die in der Region verbliebenen Araber unterstützten mehrheitlich zuvor die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), ermordeten Êzîden und entführten mit den IS-Terroristen gemeinsam tausende Frauen und Kinder. Êzîdîsche Überlebende des Genozids berichteten, wie ihre arabischen Nachbarn sie auf der Flucht noch vor den IS-Terroristen beschossen. Am 3. August 2014 überrannte die Terrormiliz IS das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden Shingal und tötete bisherigen Angaben zufolge über 5.000 Êzîden und verschleppte mehr als 5.000 Frauen und Kinder, so ein erster UN-Bericht.
Zuletzt versuchte der IS, der aus dem Norden der Region seit Mitte Dezember vertrieben werden konnte, eine Gegenoffensive und nutzte für einen Hinterhalt die loyalen arabischen Dörfer in Shingal. Die Angriffe konnten jedoch von êzîdîschen Widerstandskämpfern und kurdischen Streitkräften zurückgeschlagen werden. Anschließend räumten die Êzîden die Dörfer, um weitere Hinterhalte zu verhindern. Dies rief innerhalb sunnitisch-arabischer Kreise Empörung hervor, auch irakische Minister äußerten sich kritisch.
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Dutzende IS-Terroristen wurden während der Kämpfe getötet, darunter auch arabische Stammesmitglieder. Arabische Medien, allen voran Al-Jazeera, propagierten einen „brutalen Vergeltungsschlag“ der Êzîden gegen vermeintliche Zivilisten in Shingal. Tatsächlich haben die Widerstandskämpfer der Êzîden den Frauen und Kindern der betroffenen Dörfer freies Geleit gewährt. Kasim Shesho, General der êzîdîschen Verteidigungseinheit Shingals (HPŞ), ordnete selbst die Freilassung der Frauen und Kinder an.
Sollten die territorialen Grenzen von den arabischen Stämme verletzt werden, werde man die Dörfer angreifen, teilten êzîdîsche Kommandeure und Peshmerga-Verantwortliche in Shingal mit. Die Grenzen stellen einen vorläufigen Kompromiss dar. Jegliche militärische Aktivitäten der arabischen Stammesmitglieder werden als Aggression gegen die Widerstandseinheiten gewertet und entsprechend beantwortet, erklärten Peshmerga-Kommandeure.
In den vergangenen Tagen sind im Verlauf der Kämpfe mit den arabischen Stämmen mehrere IS-Mitglieder und loyale arabische Stammesmitglieder festgenommen worden. Dabei handelt es sich um folgende Personen:
- Feysal Khidir Mahmus, IS-Mitglied aus dem Dorf Albuzuna
- Hazem Mahamad Mahmud und seine Brüder, IS-Mitglieder aus dem Dorf Albuzuna
- Ragheb Khalaf Habib und mehrere seiner Brüder, IS-Mitglieder aus dem Dorf Alsabia
- Salem Salem Ilyas, IS-Scharfschütze aus Tal Afar, der mehrere Menschen auf der Flucht erschoss
- Yusuf Mahmud Habib, IS-Emir aus dem Dorf Alsabia
- Fares Mahmud Habib, IS-Mitglied vom Stamm der Al-Jihish aus dem Dorf Jiri
- Khalaf Mahjub und seine Brüder, IS-Scharfschützen
- Imad Ali Habib, IS-Mitglied und für Entführungen êzîdîscher Frauen und Kinder verantwortlich; wurde getötet
- Jassim Ahmad Habib, IS-Mitglied und Dorfvorsteher von Alsabia
- Ahmad Ahmad Muri, IS-Mitglied aus dem Dorf Jiri, für Plünderungen im Dorf Ava und Sprengfallen verantwortlich
- Othman Ayed, IS-Mitglied und Verantwortlich für Ermordungen im Dorf Hardan
- Rakan Ahmed Saleh, IS-Mitglied aus dem Dorf Jiri, der am 3. August mehrere Êzîden tötete
Die genannten Personen befinden sich in Gewahrsam der êzîdîschen Widerstandskämpfer und Peshmerga-Soldaten. Die êzîdîsche Parlamentsabgeordnete Viyan Dakhil verteidigte das Vorgehen der êzîdîschen Widerstandskämpfer, da die arabischen Dörfer „Brutstätten des IS-Terrors“ darstellen und daher geräumt werden mussten, wie sie in einer Presseerklärung erläuterte. Zudem kritisierte sie die Berichterstattung der sunnitisch-arabischen Medien, die bewusst die Verbrechen der arabischen Stammesmitglieder nicht zu Wort brachten und sie fälschlicherweise als Zivilisten bezeichneten.
© Ê