Überreste einer traditionellen Tracht der Êzîden aus Shingal in der Gemeinde Hardan: hier hat die Terrormiliz über 600 Frauen, Kinder und Mädchen entführt und Hunderte Männer getötet (ÊP)
Überreste einer traditionellen Tracht der Êzîden aus Shingal in der Gemeinde Hardan: hier hat die Terrormiliz über 600 Frauen, Kinder und Mädchen entführt und Hunderte Männer getötet (ÊP)


Shingal. Im Nordirak haben êzîdîsche Widerstandskämpfer erneut ein Massengrab entdeckt. Im Süden der Shingal-Region fanden Kämpfer die Überreste von mindestens sieben getöteten Êzîden in unmittelbarer Nähe des Gebirges. Von den Opfer sind nur Knochen und Kleidung übrig geblieben, die Identitäten konnten bisher nicht ermittel werden.

Das Massengrab wurde in der Ortschaft Kandil entdeckt, das wenige Kilometer nördlich der Stadt Shingal liegt. Als die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) am 3. August 2014 die Region überfällt, versuchen die Zivilisten sich in das unwegsame Gebirge zu retten. Auf dem Weg werden sie von ehemaligen Nachbarn und IS-Terroristen beschossen. Die sieben in Kandil entdeckten Überreste weisen auf eine Exekution durch Kopfschüsse hin, die Hände der Opfer waren auf dem Rücken zusammengebunden worden.

Es ist das etwa 14. Massengrab mit êzîdîschen Opfern der Terrormiliz IS, das bisher in Shingal aufgefunden wurde. Die bisherigen Massengräber wurden alle im befreiten Norden entdeckt, viele weitere werden jedoch im Süden vermutet, wo die Schergen der Terrormiliz im August ihren Ansturm begannen. In dem Dorf Kocho, 13km südlich der weiterhin belagerten Stadt Shingal, wurden rund 600 êzîdîsche Männer und Jugendliche hingerichtet und über 1.000 Frauen und Mädchen verschleppt.

Die UN-Menschenrechtskommission klassifizierte die Verbrechen des IS an Êzîden in einem ausführlichen Bericht bereits als Völkermord ein. Ziel der Terrormiliz sei es, die Êzîden „als Gruppe zu vernichten“, heißt es in dem Dokument. Über 5.000 Êzîden wurden in Shingal von IS-Terroristen hingerichtet, bis zu 7.000 Frauen, Mädchen und Kinder entführt und versklavt. Jungen werden in militärischen Ausbildungslagern zu neuen Kämpfer gedrillt und im Kampf bereits eingesetzt.

© ÊzîdîPress, 08. November 2015