Hassan Ashwor vor einem Helikopter, mit dem er mehrfach Journalisten in das Shingal-Gebirge begleitete (RPT)
Hassan Ashwor vor einem Helikopter, mit dem er mehrfach Journalisten in das Shingal-Gebirge begleitete (privat)


Duhok. Der diesjährige Martin-Adler-Preis für freiberufliche Journalisten geht an den Êzîden Hassan Ashwor. Dies gab die Jury, die unter anderem aus CNN-, NBC- und AP-Korrespondenten und Redakteuren besteht, auf der offiziellen Webseite bekannt. Ashwor, eigentlich Apotheker, stammt aus der Kleinstadt Khansor im Norden der Shingal-Region, die als intellektuelle Hochburg gilt. Als die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) die Region am 3. August 2014 stürmt, bringt Ashwor seine Familie in Sicherheit. Drei Tage später fliegt Ashwor mit Journalisten der New York Times in das Gebirge zurück, um über das sich dort zutragende Leid der belagerten Zivilisten zu berichten.

In den kommenden Wochen und Monaten wurde Ashwor aufgrund seiner Sprachkenntnisse und guten Kontakte in der Region ein wichtiger Ansprechpartner und Übersetzer für Journalisten, Medienvertreter und Filmemacher aus aller Welt. So half er etwa Reportern des ZDF, Journalisten der New York Times, von Al-Jazzera, CBS News und vielen weiteren freiberuflichen Journalisten, die über die Verfolgung der Êzîden durch die IS-Terrororganisation in Shingal berichteten.

Gegenüber ÊzîdîPress erklärte Ashowar, dass er glücklich ist über die Preisvergabe. „Ich bin sehr glücklich über den Preis. Ich wollte die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf das Leid meines Volkes lenken, dafür habe ich die Auszeichnung erhalten.“

Hassan Ashwor mit Kämpfern der christlichen NPU im Nordirak
Hassan Ashwor mit Kämpfern der christlichen NPU im Nordirak

Filmemacher Edward Watts, dessen Dokumentarfilm „Escaped from ISIS“ auch im ZDF gezeigt wurde, sagte anlässlich der Preisverleihung: „[Ashwor] war unermüdlich, mutig und rastlos bemüht. Diese Kompetenzen erlaubten es mir – als Ausländer – Zugang zu den empfindlichen Operationen zu erhalten, die Frauen und Kinder aus der IS-Gefangenschaft befreiten. Operationen, die so geheim waren, dass selbst die meisten Iraker davon nichts wussten“.

Auch der deutsche Kriegsreporter Carsten Stormer, der die Region mehrfach bereiste und etwa für Die Zeit berichtete, hob die Qualitäten Ashwors hervor: „Er kann alles jederzeit möglich machen. Er hat großartige Kontakte und Einblicke“, sagte Stormer. Stormer war einer der wenigen Kriegsreporter, die das Gebiet noch unter dem Belagerungszustand des IS bereisten.

Der Martin-Adler-Preis wird am 18. November an Ashwor vergeben. Ziel der Preisvergabe ist es, das Engagement und Talent freiberuflicher Journalisten, die unter den herausfordernden und schwierigen Umständen in ihrem eigenen Land arbeiten und deren Leistungen weithin nicht gewürdigt werden, anzuerkennen, heißt es auf der Rory Peck Trust-Webseite. Martin Adler war ein mehrfach ausgezeichneter schwedischer Kriegsreporter, der im Juni 2006 im Alter von 47 in Somalia von Unbekannten ermordet wurde.

© ÊzîdîPress, 07. November 2015