Moskau. In Russland könnte die Verleugnung des Völkermordes an Armeniern bald unter Strafe stehen. Die Partei des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Einiges Russland, hat zu diesem Zweck einen Gesetzesentwurf eingebracht, der jegliche Leugnung der Verbrechen zwischen 1915 und 1922 unter Strafe stellen soll. Ein Schritt, mit dem Russland vor allem die türkische Führung brüskiert, die bis heute den Völkermord verleugnet.
Repräsentanten der assyrischen Gemeinschaft und der Nichtregierungsorganisation „BNETA“ sandten einen offenen Brief an alle Fraktionen der Duma, in dem sie die Parlamentsmitglieder dazu aufrufen, die Gräuel gegen Armenier, Assyrer, Pontus-Griechen und Êzîden während des Völkermordes der Osmanen anzuerkennen. Es ist die erste offizielle Anfrage, mit der auch die Verfolgung und Vertreibung der êzîdîschen Gemeinschaft anerkannt werden soll.
In Russland leben nach offiziellen Angaben 40.586 Êzîden. Die Zahl hat sich mit der Emigration der Êzîden aus Armenien nach Russland seit 2010 deutlich erhöht. Das Êzîdentum ist in Russland als Religionsgemeinschaft anerkannt. Im russischen Parlament sind zudem mehrere êzîdîsche Abgeordnete vertreten.
Vor rund 100 Jahren, ab 1915, begannen die Jungtürken/Osmanen mit dem Vernichtungsfeldzug gegen die christlichen Völker in Mesopotamien. Der erste Genozid des 20. Jahrhunderts, der den Begriff des Völkermordes prägte. Bis zu 1,5 Millionen Menschen wurden massakriert und auf Todesmärsche getrieben, auf denen sie verhungerten und verdursteten. Neben den Christen – Armeniern, Aramäern, Assyrern und Pontusgriechen – waren auch Êzîden Opfer des Genozids. Wie bereits in den Jahrhunderten zuvor verschonten die Osmanen auch diesmal die êzîdîsche Bevölkerung nicht. Abertausende Êzîden wurden ermordet. Das gemeinsame Leid und die gegenseitige Solidarität prägt die bis heute anhaltende Freundschaft zwischen den Êzîden und den Christen im Nahen Osten.
Hemoyê Shero, êzîdîscher Stammesführer in Shingal, rettete mit seinen Kämpfern rund 20,000 Christen, Aramäer und Assyrer, während des Völkermordes ab dem Jahre 1915 im Shingal-Gebirge. Als die osmanischen/türkischen Verfolger die Herausgabe der christlichen Flüchtlinge verlangten, beschloss Hemoyê Shero die Christen mit Waffengewalt zu verteidigen.
© ÊzîdîPress, 30. November 2015