Kämpfer der Verteidigungskraft Shingals (HPŞ) unter dem Kommando von Kasim Shivan im Süden Shingals
Kämpfer der Verteidigungskraft Shingals (HPŞ) unter dem Kommando von Kasim Shivan im Süden Shingals [ÊP]


Shingal. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat heute im Nordirak Widerstandseinheiten in der Shingal-Region attackiert. Kurz nach Mitternacht begannen die IS-Terroristen Stellungen der Widerstandskämpfer mit Artillerie zu beschießen und rückten anschließend mit gepanzerten und bewaffneten Fahrzeugen vor. Die Kämpfe intensivierten sich im Laufe des Tages. An mehreren Fronten kam es zu direkten Gefechten, wobei über 25 IS-Terroristen getötet und weitere rund 15 verwundet wurden.

Nahe Bara, im Nordwesten des Shingal-Gebirges unweit der syrisch-irakischen Grenze, lieferten sich êzîdîsche Widerstandskämpfer der Sheikh-Kheri-Einheit (HPŞ/S.K.E) stundenlange Kämpfe mit der Terrormiliz. Mit der Offensive versucht die Terrororganisation offenbar die Verbindungsstraße von Shingal-Stadt nach Syrien zurückzuerobern. Rund zehn IS-Terroristen konnten bei der Abwehr getötet werden. Drei êzîdîsche Widerstandskämpfer, einer aus der Gemeinde Siba Sheikh Khidir und zwei aus Tel Kasab, kamen bei den Kämpfen ums Leben.

Kämpfer der K.S.-HPŞ während Gefechten mit IS-Terroristen in Solakh im Westen Shingals
Kämpfer der K.S.-HPŞ während Gefechten mit IS-Terroristen in Solakh im Westen Shingals

In Shingal-Stadt töteten Einheiten der PKK und der êzîdîschen Widerstandseinheit YBŞ einen IS-Terroristen im Stadtbereich von Hay Nasir, wie die Führung mitteilte. Seit Monaten tobt in der Stadt ein Häuserkampf, der von Streitkräften der Anti-IS-Koalition aus der Luft unterstützt wird.

Weitere Angriffe der Terrormiliz erfolgten in der Nacht gegen Stellungen der Peshmerga, die die Angriffe abwehren und eine Reihe von Terroristen töten konnte. Zwei Peshmerga sollen einem Kommandeur zufolge getötet worden sein, sieben weitere wurden den Angaben nach verletzt.

Ein HPŞ-Kämpfer teilte ÊzîdîPress mit, dass die Situation zwar unter Kontrolle sei, die Kämpfe aber sporadisch wiederkehren. Die bisherigen Angriffe konnten abgewehrt werden, man stelle sich jedoch auf weitere Gefechte in der Nacht ein.

Im vergangenen August überrannte die Terrormiliz IS in einer großangelegten Vernichtungskampagne das Hauptsiedlungsgebiet der êzîdîschen Minderheit und verübte Massaker an der Zivilibevölkerung. Über 5.000 Êzîden, überwiegend junge Männer und Greise, wurden auf der Stelle getötet. Bis zu 7.000 Frauen, Kinder und Mädchen verschleppten die IS-Terroristen, die in der Gefangenschaft systematischer sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Rund 430.000 und damit jeder zweite Êzîdî weltweit befindet sich auf der Flucht. Die UN-Menschenrechtskommission spricht daher in einem ausführlichen Bericht zur Situation im Irak von einem Völkermord.

© ÊzîdîPress, 12. Juni 2015