Shingal. Pilingê Kal, zu Deutsch „Alter Tiger“, lautet der Kampfname des 50 jährigen Deutschen, der sich der êzîdîschen Widerstandseinheit Shingals (YBŞ) angeschlossen hat. Mit Kampfanzug, typischem Stirnband kurdischer Kämpfer und einem Öcalan-Button erklärt „Kal“ in einem deutschsprachigen Videointerview mit dem kurdischen Fernsehsender Newroz TV, weshalb er der êzîdîschen Widerstandseinheit beigetreten ist. Er ist damit der erste ausländische Kämpfer innerhalb einer der beiden êzîdîschen Streitkräften in der Region Shingal. Als er die Bilder des Völkermordes an Êzîden durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) sieht, beschließt Kal sich dem bewaffneten Widerstand anzuschließen.
„Wie ein Hamster im Laufrad“ beschreibt Kal dabei sein vorheriges Leben gegenüber der Nachrichtenagentur ANF, dem Sprachrohr der HPG und YBŞ-Kräfte. Der „linke Antifaschist“ wurde durch die Frauenbewegung innerhalb der PKK inspiriert, weshalb er sich dafür entschied, gegen den „religösen Faschismus des IS in Kurdistan“ zu kämpfen. Seine ersten Eindrücke konnte Kal bereits machen: 95% Shingals seien zerstört worden, die Terroristen noch überall zu sehen. Dennoch sei Kurdistan ein wunderschönes Land, mit gastfreundlichen Menschen, die er unter anderem in den Städten Hewlêr und Amed kennenlernte.
Die Widerstandseinheit Shingals (YBŞ) ist neben der Verteidigungskraft Shingals (HPŞ) die zweite êzîdîsche Selbstverteidigungeinheit im Kampf gegen die Terrororganisation IS. Im August vergangenen Jahres attackierten die IS-Terroristen das Hauptsiedlungsgebiet der êzîdîschen Minderheit im Nordirak, töteten tausende Êzîden und entführten bis zu 7.000 Frauen, Kinder und Mädchen. Die UN-Menschenrechtskommission spricht daher in einem ausführlichen Bericht zur Situation im Irak von einem Völkermord.
Die YBŞ wurde kurz nach den Angriffen der Terrormiliz IS auf Shingal mithilfe der kurdischen YPG und PKK-Einheiten gegründet. Sie verfügt über derzeit etwa 1.500 êzîdîsche Kämpfer, weitere hunderte werden in eigenen Ausbildungslagern in Shingal und in den von der YPG kontrollierten Gebiete im Norden Syriens, Rojava, militärisch ausgebildet.
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