Êzîdîsche Flüchtlinge im Shingal-Gebirge: Die brütende Hitze macht den Menschen auch fast ein Jahr nach dem Völkermord zu schaffen
Êzîdîsche Flüchtlinge im Shingal-Gebirge: Die brütende Hitze macht den Menschen auch fast ein Jahr nach dem Völkermord zu schaffen


Duhok. Wegen der anhaltenden Wasserknappheit und der steigenden Temperaturen in Shingal hat der Zentralrat der Yeziden in Deutschland e.V. nun rund 4 Millionen Liter Trinkwasser bereitgestellt. In den nächsten drei Monaten werden täglich zwei Trinkwasser-Tankwagen die rund 2.500 Familien und mehrere tausend Widerstandskämpfer im Shingal-Gebirge mit Wasser versorgen, erklärte der Zentralrat in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung. Bei Temperaturen von über 40°C ist der Wasserbedarf sehr hoch, weshalb Nayif Seydo, Gemeindevorsteher von Sinunê im Norden Shingals, auf das Problem aufmerksam machte.

Die Wasserknappheit ist eingetreten, weil die bisherigen Hilfsorganisationen aufgrund fehlender finanzieller Mittel die Lieferungen einstellen mussten. Nur noch der Grundbedarf wird gedeckt, und selbst dieser nicht flächendeckend, wie Verantwortliche aus Shingal erklärten.

Beisetzung verdurstete êzîdîscher Kinder im Shingal-Gebirge, August 2014 (ÊP)
Beisetzung verdursteter êzîdîscher Kinder im Shingal-Gebirge, August 2014 (ÊP)

Als die Terromiliz „Islamischer Staat“ (IS) im August vergangenen Jahres hunderttausende Êzîden zur Flucht zwang, suchten mehrere Zehntausend Êzîden im Gebirge Schutz. Tagelang harrten die Zivilisten im Gebirge ohne Trinkwasser und Nahrung aus. Viele hunderte verdursteten bei Temperaturen von bis zu 50°C. Nachdem die Region im Norden Mitte Dezember vergangenen Jahres befreit wurde, verblieben die Meisten der Flüchtlinge im Gebirge. Während die Nahrungsversorgung derzeit relativ stabil ist, herrscht seit Wochen jedoch ein hoher Wasserbedarf, der nun für die nächsten drei Monate gedeckt sein sollte.

Eine Delegation des Zentralrates, die die êzîdîschen Flüchtlingslager begutachtete und Gespräche mit Verantwortlichen vor Ort führte, veranlasste mit einem regionalen Unternehmen die Wasserlieferungen, die durch Spenden finanziert werden. Wie es nach den drei Monaten weitergehen soll, ist ungewiss. Bis dahin hofft der Zentralrat auf weitere Spenden, um die Wasserversorgung aufrechterhalten zu können.

© ÊzîdîPress, 09. Juni 2015