Shingal. Abermals sind in der nordirakischen Shingal-Region zwei weitere Massengräber der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) entdeckt worden. Irakische Streitkräfte meldeten, dass sie im Süden des Shingal-Gebirges auf zwei weitere Massengräber mit rund 90 Opfern der IS-Terrormiliz gestoßen seien.
Bei den êzîdîschen Opfern soll es sich vor allem um Männer handeln, die am 3. August 2014 gegen den Ansturm des IS kämpften. Aber auch die Überreste von Frauen und Kinder seien gefunden worden.
Êzîdîsche Aktivisten berichten, dass beide Massengräber nahe der Ortschaft Siba Sheikh Khidir (arab. al-ʿAdnānīya) entdeckt worden seien. In den vergangenen Wochen wurde in Siba bereits ein Massengrab mit etwa 100 Opfern des IS entdeckt. Ein weiteres mit 73 getöteten ÊzîdInnen in Gir Izer, wenige Kilometer östlich von Siba.
Die Ortschaft Siba, die die südliche Grenze der êzîdîschen Dörfer in Shingal bildet, war unter anderem vom Völkermord am schwersten betroffen. In der Nacht vom 3. August überrannten die IS-Schergen das Dorf, nachdem der Widerstand der êzîdîschen Bewohner zusammenbrach. Wer konnte, floh in das Gebirge im Norden. Seither wurden in der Region rund 60 größere Massengräber entdeckt.
Ziel des IS sei es, die „Jesiden als Gruppe zu vernichten„, so UN-Ermittler. Etwa 10.000 Êzîden aus Shingal fielen dem Völkermord direkt zum Opfer, wie eine erste Studie der renommierten Londoner LSE Universität zeigt. Rund 2,2% der êzîdîschen Bevölkerung wurden der Studie nach getötet oder verschleppt. 400.000 weitere mussten aus ihrer Heimat fliehen. Von den etwa 7.000 verschleppten Frauen und Kindern befinden sich weiterhin schätzungsweise 2.500 bis 3.000 in IS-Gefangenschaft.
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