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Laliş (Kurdistan) – Das weltliche Oberhaupt der Êzîden, Mîr Tahsîn Saîd Alî Beg, hat sich mit einem dringenden Appell an die irakische und kurdische Regierung gewandt.
„Seit dem 3. August sind unsere Yeziden einem der schlimmsten Völkermorde des Jahrhunderts ausgesetzt, indem bisher über 5.000 unschuldige Menschen durch die Gewalt der Terrororganisation Islamischen Staates (IS) ihr Leben lassen mussten. Mehr als 7.000 wurden entführt – vor allem Frauen und Kinder – etwa 350.000 sind in die Regionen Kurdistans, Syriens, der Türkei und in andere Länder vertrieben worden, wo sie unter miserablen Lebensbedingungen leben, ohne Zugang zum menschlichen Existenzminimum.
Obwohl nunmehr zwei Monaten seit der Tragödie an den Yeziden, der Okkupation des IS von Shingal und anderen yezidischen Regionen wie Bashiqa und Bahzan, dem Widerstandskampf patriotischer Yeziden, die die Existenz der Yeziden bewahren, vergangen sind – welche gleichzeitig eine Verteidigung des Iraks, seinem integralen Bestand und der Menschen, Ehre und Würde darstellt – haben wir bis jetzt keine ernsthaften Bemühungen gesehen, um den Widerstand zur Befreiung Shingals und weiterer yezidischer Regionen zu unterstützen. Wir haben keine ernsthaften Bemühungen gesehen, um den entführten und vertriebenen Yeziden zu helfen, die einem ungewissen Schicksal gegenüberstehen, ohne die geringste Sorge der Zentralregierung im Irak oder der Regionalregierung Kurdistans, als wären die Yeziden weder ein Teil des Irakes noch Kurdistans.
Angesichts dieser schrecklichen und katastrophalen Situation, sind wir über die Ignoranz der irakischen und kurdischen Regierung bestürzt, als wäre diese Tragödie keine irakische.
Vor wenigen Tagen wurde angekündigt, dass die kurdischen Peshmerga Einheiten den Kampf zur Befreiung Shingals über Rabia beginnen wird, in Koordination mit irakischen Einheiten und der Untersützung von Luftschlägen der Koalition, angeführt von den USA. Doch diese Kräfte haben bisher, entgegen jeglicher Erwartungen, keine Fortschritte gemacht. Der IS startete daraufhin schwere Angriffe über mehreren Fronten in Shingal auf die Widerstandskämpfer, zog so die Schlinge enger und umzingelte die Kämpfer von allen Seiten aus.
Wir appellieren an die Zentral- und Regionalregierung, ihrer Verantwortung nachzukommen – national, politisch, humanitär und moralisch – besonders im Hinblick auf die verschlechterte Situation und seiner drohenden Folgen in Shingal. Wir fordern Sie auf, ihrer nationalen Pflicht nachzukommen, um unseren auf dem Gebirge gefangenen zu helfen, um unsere Widerstandseinheiten in Shingal zu unterstützen, sowohl logistisch als auch militärisch und ihnen umgehend Waffen, Ausrüstung und Nachschub zukommen zu lassen – sofort.
Mîr Tahsîn Saîd Alî Beg,
Oberhaupt des Religiösen Rates der Yeziden
im Irak und in der Welt“
êzîdîPress, 6. Okt. 2014