[S]hingal. Der Oberkommandeur der Verteidigungseinheit Shingal (HPŞ), Heydar Shesho, teilte mit, dass die irakische Zentralregierung mehrere Hundert êzîdîsche Kämpfer bewaffnet hat. Informationen von ÊzîdîPress zufolge soll es sich dabei um 1.500 êzîdîsche Kämpfer handeln, die als Teilstreitkraft zur Bekämpfung der IS-Terrormiliz offiziell registriert worden sind.
Die Bewaffnung und Ausrüstung der HPŞ-Kämpfer ist Teil der Strategie der irakischen Zentralregierung, nun auch Selbstverteidigungseinheiten, aber auch paramilitärische Gruppen, etwa schiitische und sunnitische Stämme, im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ heranzuziehen.
Die Vereinbarung konnte von Oberkommandeur Shesho während intensiven Gesprächen in Bagdad erzielt werden, die bereits vor einem Monat begannen. Die êzîdîschen Kämpfer werden weiterhin von HPŞ-Oberkommandeur Shesho befehligt, was die kurdische Peshmerga-Führung zuvor ablehnte. Die irakische Regierung trägt die gesamten Kosten für Waffen und Ausrüstung der êzîdîschen Freiwilligen und hat in Bagdad auch ein Verwaltungsbüro für die HPŞ-Streitkraft zur Verfügung gestellt.
Zusammen mit den irakischen und kurdischen Streitkräften werde man sich auf eine breite Offensive gegen den IS im Norden des Landes, vor allem in Shingal und Tal Afar, vorbereiten. Die êzîdîsche Einheit sei aber auch bereit bei der Befreiung von Mosul und Regionen südlich von Shingal zu partizipieren, erklärte der HPŞ-Oberkommandeur.
Die kurdische Regierung lehnte zuvor eine Bewaffnung der HPŞ-Kämpfer unter dem Oberbefehl von Heydar Shesho ab, da die Kämpfer nicht bereit waren, sich dem Peshmerga-Ministerium zu unterstellen und fortan als Peshmerga zu agieren. Mit der Registrierung der êzîdîschen Kämpfer durch den irakischen Zentralstaat kann die HPŞ-Einheit politisch und militärisch unabhängig in Shingal agieren.
Tage vor dem Genozid in Shingal lehnte die in Shingal verantwortliche PDK-Führung eine Bewaffnung von rund 3.000 êzîdîschen Freiwilligen mit der Begründung ab, die Peshmerga-Einheiten in Shingal garantierten die Verteidigung der Êzîden. Eine Liste der 3.000 Freiwilligen wurde ebenfalls von Heydar Shesho und anderen Persönlichkeiten in Shingal vorgelegt. Wenige Tage später, am 3. August 2014, stürmte die Terrormiliz IS das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden in Shingal, massakrierte über 5.000 Êzîden und entführte weiterhin bis zu 7.000 Frauen und Kinder. Die über 8.000 direkt in Shingal stationierten Peshmerga-Kämpfer flüchteten noch ehe die Zivilbevölkerung die Möglichkeit hatte.
Die HPŞ-Einheit entstand im selben Zeitraum, um die im Gebirge eingekesselten Zivilisten sowie die êzîdîschen Heiligtümer, insbesondere die Heiligenstätte Sherfedîn, zu verteidigen. Mit derzeit rund 2.500 Kämpfern ist die HPŞ die größte êzîdîsche Widerstandseinheit, die in Shingal zukünftig mehr Selbstverwaltungsrechte der Êzîden umsetzen möchte. Die Mehrheit der Kämpfer untersteht dem Oberkommando Heydar Sheshos.
© ÊzîdîPress, 15. Februar 2015