Kämpfer der christlichen Miliz MFS in Syrien (SyriacNews)
Kämpfer der christlichen Miliz MFS in Syrien (SyriacNews)

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[D]ie Zahl der vor wenigen Tagen verschleppten Christen im Nordosten Syrien ist weit höher als bisher angenommen. Dem Reporter Nineb Lamassu (AssyriaTV) zufolge sind 274 Assyrer von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ verschleppt worden. Zuvor wurde die Zahl der Geiseln von christlichen Aktivisten auf etwa 150 geschätzt, die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet von 90 Geiseln. Unter den Geiseln befinden sich viele Frauen, Kinder und Greise. Zivilisten, die nicht mehr rechtzeitig flüchten konnten. Der IS habe die Geiseln zudem tiefer in IS kontrolliertes Gebiet in Syrien verschleppt, berichtet CNN.

Betroffene Dörfer entlang des Khabour-Flusses (via @LCarabinier)
Betroffene Dörfer entlang des Khabour-Flusses in Syrien   (via @LCarabinier)

Terroristen des IS attackierten am 23. Februar Dörfer der Assyrer entlang des Khabour-Flusses im Nordostenwesten Syriens und lösten eine Massenflucht aus. In der Region befinden sich über 20 Dörfer der christlichen Gemeinde. Vom Angriff des IS überrascht, leisteten Mitglieder der christlichen Miliz MFS zunächst Widerstand, mussten sich aber dann selbst zurückziehen. Vier Kämpfer der MFS wurden bei der Verteidigung der Flüchtlinge getötet, dies teilte der Militärrat in einer Presseerklärung mit. Die Kämpfer galten zuvor als vermisst. Die verbündeten kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG und die christliche MFS Miliz haben im Norden des Khabour-Fluss mit einer Offensive begonnen. Dort toben seit Tagen schwere Gefechte.

Mit der Geiselnahme versucht die Terrormiliz von kurdischen Kräften festgenommene IS-Mitglieder freizupressen. Aktivisten befürchten, dass den Assyrern dasselbe Schicksal drohe wie den 21 koptischen Christen aus Ägypten, die vor laufender Kamera enthauptet wurden. Für die Terrormiliz IS stellen die Christen „Ungläubige“ und „Kreuzzügler“ dar. Im Irak hat der IS bereits zehntausende Christen aus ihren traditionellen Siedlungsgebieten wie der Metropole Mosul vertrieben. Nun geraten die Christen in Syrien abermals in den Fokus der Terrormiliz.

Das Weiße Haus verurteilte die Geiselnahme der Assyrer sowie der rund 150 Iraker, die in Tikrit von IS-Terroristen entführt wurden. Ob es derzeit Verhandlungen bezüglich eines Gefangenenaustausches gibt, ist nicht bekannt.

© ÊzîdîPress, 26. Februar 2015