In Zayouna, nahe Bagdad, stürmten radikale Islamisten ein Alkoholgeschäft und töteten Ende 2012 11 Êzîden
In Zayouna, nahe Bagdad, stürmten radikale Islamisten ein Alkoholgeschäft und töteten Ende 2012 11 Êzîden


Bagdad. In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag unbekannte Bewaffnete einen der einflussreichsten êzîdîschen Geschäftsmänner entführt. Dawid S. wurde nach bisherigen Angaben seiner Familie von rund zehn bewaffneten Tätern in seinem Büro in der Innenstadt attackiert und verschleppt. Dabei gilt der Stadtteil, in dem das Büro von  Dawid S. liegt, als eines der sichersten Gebiete in Bagdad.

Über seinen Aufenthaltsort ist bisher nichts bekannt. Die Polizei vermutet hinter der Verschleppung von Dawid S., dass die Täter Lösegeld erpressen wollen. Bisher ist allerdings kein Kontakt zur Familie von Dawid S. erfolgt, die ihrerseits die irakische Regierung um Mithilfe bittet.

Immer wieder kam es in der Vergangenheit in der irakischen Hauptstadt zu tödlichen Übergriffen und Entführungen christlicher und êzîdîscher Händler, die vor allem Spirituosengeschäfte betrieben haben. Radikale Islamisten, für die der Verkauf und Genuss alkoholischer Getränke als „Sünde“ gilt, töteten in den vergangenen Jahren dutzende Händler. Bei einem der blutigsten Angriffe im Jahr 2012 starben elf Êzîden, als Islamisten mehrere Geschäfte attackierten, die auch Alkohol zum Verkauf anboten. Im Mai 2013 wurden bei einer ähnlichen Tat neun Êzîden erschossen, im Jahr 2014 und 2015 über 15 weitere Êzîden. Nur selten wurden die Täter gefasst.

Vor wenigen Wochen hat die irakische Regierung per Parlamentsbeschluss den Verkauf von Alkohol gesetzlich untersagt. Mit dem Handel von Alkohol haben vor allem nicht-islamische Minderheiten wie Christen und Êzîden ihren Lebensunterhalt verdient, die das Gesetz der Regierung kritisierten.

© ÊzîdîPress, 25. November 2016