Zhiyar Alkaidy ist ein junger êzîdîscher Künstler, der uns durch sein Zeichentalent aufgefallen ist. Mit êzîdîPress hat er über seinen Werdegang, seine Ziele und Wünsche gesprochen.
êzîdîPress: Hallo Zhiyar, könntest du dich zunächst einmal den Leser vorstellen?
Zhiyar: Ich heiße Zhiyar, bin 19 Jahre alt und bin in der Stadt Mosul geboren. Wir waren allerdings gezwungen nach kurzer Zeit schon die Heimat wegen dem Krieg und der daraus erfolgten allgemeinen Lage den Irak zu verlassen. Wir sind zunächst nach Nordrhein-Westfalen geflogen und lebten da circa zwei Jahre. Ab 1996 sind wir nach Berlin gezogen, wo ich auch aufgewachsen bin.
êzîdîPress: Woher genau aus Kurdistan kommt ihr ursprünglich?
Zhiyar: Ursprünglich stammen wir aus der Umgebung von Duhok, genauer gesagt aus Sina.
êzîdîPress: Wir sind durch deine künstlerischen Werke auf dich aufmerksam geworden. Wie lange zeichnest du schon?
Zhiyar: Schon als kleines Kind habe ich angefangen mich für Kunst zu interessieren. Das hat so etwa im Alter von 4 Jahren angefangen als ich mir Werke berühmter Künstler angeschaut habe. Mich haben vor allem die alten Meister der Kunst, wie Leonardo Da Vinci, Michelangelo oder Albrecht Dürer, sowie die Künstler der Moderne wie Dali oder van Gogh fasziniert und wollte unbedingt in deren Fußstapfen treten.
êzîdîPress: Was hat dich dazu gebracht zu zeichnen? Bist du der einzige in deiner Familie der so gut zeichnen kann?
Zhiyar: Ich hab einen älteren Bruder – sein Name ist Gohdar – der früher auch sehr gerne gezeichnet und gemalt hat, von dem ich mir immer etwas abgeschaut habe und der als Hauptquelle für meine Inspirationen gilt und dem ich überaus dankbar für mein Talent bin, weil er einer der Hauptpersonen ist, die mich unterstützt haben und der mir immer zur Seite steht.
êzîdîPress: Ist das Zeichnen lediglich ein Hobby, oder möchtest du es dir zum Beruf machen? Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Zhiyar: Zur Zeit ist es noch ein Hobby, aber ich wünsche mir in Zukunft es zu meinem Beruf zu machen, so dass ich mein ganzes Leben lang mit der Kunst zu tun haben werde. Weitere Pläne habe ich leider noch nicht im Sinn aber der nächste Schritt wird hoffentlich sein, eine Kunstuniversität zu besuchen.
êzîdîPress: Wir haben uns einige deiner Werke angeschaut. Uns ist aufgefallen, dass du viele Porträts zeichnest. Zeichnest du auch nach Auftrag von Kunden bzw. könntest du es dir vorstellen?
Zhiyar: Ja, ich nehme auch Aufträge entgegen. Allerdings nur selten, da ich mich gerne und lieber mit meiner Weiterbildung bezüglich der Kunst beschäftige und damit sehr viel Zeit verbringe.
êzîdîPress: Für welche Art von Kunst interessierst du dich sonst noch?
Zhiyar: Mich persönlich interessiert der Surrealismus sehr und habe auch vor es in Zukunft zu praktizieren. Das hat vor mehreren Jahren angefangen, als ich die Werke des Künstlers Salvador Dali betrachtete, die mich in tiefe Gedanken fallen ließen.
êzîdîPress: Wie sehr hat deine Identität als Êzîdî deine Werke geprägt?
Zhiyar: Ich habe leider nur wenige Werke die mit dem Êzîdentum verbunden sind. Ich habe mir aber vorgenommen, demnächst ein großes Gemälde zu malen, das das heilige Lalish darstellen wird. Ich freue mich jetzt schon sehr darauf.
êzîdîPress: Hast du Werke, die sich ausschließlich mit dem Êzîdentum befassen?
Zhiyar: Ja, selbstverständlich! Aber wie gesagt, nur wenige, die aber umso besser und aussagekräftiger sind als alles andere, was ich gemalt oder gezeichnet habe. Bald könnt Ihr gerne einen Blick auf ausgewählte Werke werfen.
êzîdîPress: Wie sehen deine zukünftigen Werke aus, woran arbeitest du zur Zeit?
Zhiyar: Zur Zeit arbeite ich an einigen Portraits von Familienmitgliedern und Freunden. Ich hab mir auch einige Projekte vorgenommen, sowie einige digitale Zeichnungen am Rechner zu zeichnen oder wie ich schon erwähnt habe, große Gemälde, wie zum Beispiel das Heiligtum Lalish zu malen.
êzîdîPress: Wie wichtig ist dir persönlich deine Identität als Êzîdî?
Zhiyar: Meine Identität als Êzîdî ist mir sehr wichtig, da ich in einer Familie aufgewachsen bin, die sehr großen Wert auf die Heimat legt. Abgesehen davon sollte man niemals vergessen, welcher Abstammung man ist und sollte es mit Stolz ehren.
êzîdîPress: Bist du in ezidischen Vereinen oder Gruppen tätig?
Zhiyar: Ich bin sehr oft bei êzîdischen Seminaren tätig und helfe sehr gerne bei Vorbereitungen mit, da es die Pflicht eines jeden Êzîdî ist, einen Beitrag zu unserer Religion zu leisten.
êzîdîPress: Was kannst du als Künstler anderen empfehlen, die sich ebenfalls für das Zeichnen interessieren?
Zhiyar: Ich werde sehr oft von verschieden Menschen aus verschiedensten Nationen gefragt, was sie tun müssen um so gut wie ich zeichnen zu lernen. Es gibt keine wissenschaftliche Methode, um das Zeichnen zu erlernen. Das Einzige, was ich empfehlen kann, ist üben, üben, üben. Denn Übung macht den Meister. Aber um sich zu verbessern, sollte man stets einige weiße Blätter und einen Stift bei sich haben und so ziemlich jeden Gegenstand abzeichnen, den man zu Gesicht bekommt. So sehen zum Beispiel meine täglichen Übungen aus, um mich fit zu halten und zu verbessern.
êzîdîPress: Wir bedanken und recht herzlich für das Interview und wünschen dir eine erfolgreiche Zukunft. Gibt es etwas, was du noch gerne sagen möchtest?
Zhiyar: Es hat mich wirklich sehr gefreut. Ich würde mich gerne noch bei meiner Familie bedanken, die mich mein ganzes Leben lang so stark unterstützt hat und es gehen auch Grüße an meine Freunde die mich in schweren Tagen nie im Stich gelassen haben.
Jeder hat Träume die man verwirklichen will, also folgt euren Träumen und verwirklicht sie. Und lasst euch nie von jemanden unterdrücken oder etwas schlechtes einreden. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit von ezidiPress. Ihr gebt unseren Interessen eine Stimme und wünsche euch weiterhin viel Erfolg auf Eurem Weg!
Xwedê û Tawsî Melek li gel we bit
Wer mehr Werke von Zhiyar sehen möchte, kann dies über seine Facebook Seite tun.
êzîdîPress, 18.01.2014