Es gibt ein Volk auf dieser Welt, das ohne Freunde ist. Bleibt das so, kann es dieses Volk bald nicht mehr geben. Mizgin Ciftcis Appell, endlich Freund zu werden. .
Flüchtlingskinder aus Shingal im Nord-Irak | ÊP
Flüchtlingskinder aus Shingal im Nord-Irak | © êzîdîPress

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Es gibt ein Volk auf dieser Welt, das ohne Freunde ist. Freundschaft kennt es nicht, der Feind ist sein bester Freund. Er ist immer da. Weil es von klein auf nur Schikane kennt, hat es sich zu schämen gelernt. Es will nicht erkannt werden, versteckt sich und will nicht auffallen. Folter und Gefangenschaft begleiten es sein Leben lang, frei ist es nur in seinen Träumen. Im Blut seiner Eltern ist es geboren. Getauft in den Tränen seiner Vorfahren, lebt es seit jeher auf dem Totenfeld seiner Familie. Trotz seiner Schönheit bespuckt man es. Ob seines zarten Wesens tritt man es. Zu gehen hat es nie gelernt, bei jedem Versuch trafen die Knüppelschläge seine Knie. Die Erde zeichnet sein Gesicht, zu oft schlug es auf den Boden ein. Nach Hilfe schreien kann es nicht, seine Stimme ist verstummt. Seine Zunge rausgerissen, nähte man seine Lippen zu. In seiner Verzweiflung hat es seine Wut zu oft auf sich selbst gerichtet.

Trotz all dieser Qualen und all dieser Schmerzen hat es doch zu lieben nie vergessen. Die Hoffnung ist sein innerstes Gefühl, sein Glaube durch nichts zu erschüttern. Heldenhaft ist dieses Volk. 72 Mal hat man es ermorden und vernichten wollen, 72 Mal sein heiligstes Licht zu erlöschen versucht. Und dennoch: für 72 Völker dieser Welt betet es, jeden Tag.

Heute hofft es auf Hilfe, in den wohl dunkelsten Tagen seiner trostlosen Geschichte. Dieses Volk sollte nicht mehr Waise sein. Es hat endlich unsere Freundschaft verdient.