Shingal (Irak) – Eine vermehrte Zahl von Selbstmordfällen unter Êzîden im Irak beschäftigt seit einiger Zeit die êzîdîsche Gemeinschaft, während die Gemeinschaften außerhalb des Iraks hiervon wenig Kenntnis haben. Dabei sind Selbstmorde besonders in den ärmeren Regionen wie Shingal kein neues Phänomen. Seit Beginn der Irak-Invasion im Jahr 2003 bewegt sich die Zahl von Selbstmorden auf einer alarmierenden Höhe. In den ärmeren Regionen wie Shingal sind es vor allem Frauen, die sich das Leben nehmen.
Im Jahr 2013 nahmen sich alleine im Dorf Bashiqa über 30 êzîdîsche Frauen das Leben. Besonders junge Frauen, die oft die psychologischen Lasten der Armut zu tragen haben, sind hiervon betroffen. Rund 65% der Selbstmorde unter Êzîden im Irak werden von Frauen begangen. Die êzîdîsche Organisation für Einheit und Solidarität erklärte bereits im Jahr 2012, dass vor allem verheiratet Frauen aufgrund finanzieller und sozialer Probleme Selbstmord begehen. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.
Zuletzt nahmen sich vier Êzîden, meist Jugendliche, in einer Woche das Leben. Die Zahlen alarmierten auch den irakischen Minister für Menschenrechte, der weitere Hilfe ankündigte. Durch vermehrte Aktivitäten von staatlichen Stellen wie auch Nichtregierungsorganisationen soll zusammen mit der êzîdîschen Gesellschaft ein Weg gefunden werden, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Mit Hilfe von unabhängigen Menschenrechtsorganisationen aus der Region Kurdistan sollen auch Workshops in den Regionen Duhok, Shingal, Erbil und Bashiqa organisiert werden, wo ebenfalls Êzîden leben.
Die erhöhte Zahl von Selbstmorden ist jedoch nicht nur ein Êzîden spezifisches Problem. Die kurdische Aktivistin und Journalistin Ruwayda Mustafah berichtet immer wieder über Selbstmorden unter Frauen, die unter denselben Bedingungen leiden wie auch die êzîdîschen Frauen.
êzîdîPress, 20.03.14