Shingal. Aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der UN-Menschenrechtskommission (OHCHR) sowie der UN-Unterstützungskommission für den Irak (UNAMI) geht hervor, dass die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) weiterhin etwa 3.500 Menschen als Sklaven gefangen hält. Unter ihnen vor allem Êzîden aus der Region Shingal im Nordirak, die im August 2014 verschleppt wurden.
UN-Beobachter bestätigten zudem erneut, dass die Verbrechen der IS-Terromiliz an der êzîdîschen Minderheit den Tatbestand des Völkermordes sowie der Verbrechen gegen die Menschlichkeit verwirklicht haben könnten. Über 10.000 Êzîden sind von IS-Terroristen getötet oder entführt worden. Bereits im Oktober 2014 bestätigten UN-Beobachter, dass über 5.000 Êzîden getötet und bis zu 7.000 weitere entführt und versklavt wurden. Im IS-eigenen Magazin erklärte die Terrormiilz, dass sie mit der Versklavung êzîdîscher Frauen und Kinder eine „alte islamische Tradition“ wiedereingeführt habe. Die Êzîden gelten den Extremisten als Ungläubige, denen als Nicht-Schriftbesitzer keinerlei Rechte zustehen.
Aus der IS-Gefangenschaft freigekommene Êzîdînnen berichteten von täglichen Vergewaltigungen. Unter ihnen auch viele minderjährige Mädchen. Frauen und Kinder wurden zudem als Sklaven für wenige Dollar auf Sklavenmärkten verkauft. Versklavte Kinder werden dem UN-Bericht zufolge militärisch gedrillt und als Dschihadisten für den Kampf des IS missbraucht. Aus der Gefangenschaft der Terroristen befreite êzîdîsche Jungen bestätigten, dass sie an der Waffe trainiert und für den Kampf an der Front eingesetzt werden sollten. Auch mussten sie sich Videos von Enthauptungen ansehen.
Der Vernichtungsfeldzug der IS-Terrormiliz gegen die êzîdîsche Minderheit veranlasste die US-Regierung zur Intervention. Die deutsche Bundesregierung begründete den Bruch mit ihrer außenpolitischen Doktrin, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern, ebenfalls mit dem drohenden Völkermord an den Êzîden und lieferte Waffen sowie Ausrüstung an die Peshmerga der kurdischen Regionalregierung.
Am 3. August 2014 überfielen die Terrormiliz IS das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden im Nordirak. Die in Shingal und Umgebung stationierten 11.000 Sicherheitskräfte der Peshmerga flohen in den frühen Morgenstunden und überließen die Zivilbevölkerung ihrem Schicksal. Über 400.000 Êzîden mussten fliehen. Tagelang harrten Zehntausende unter sengender Hitze im trockenen Gebirge aus. In den befreiten Gebieten der Region Shingal stoßen die Sicherheitskräfte unterdessen immer wieder auf neue Massengräber.
© ÊzîdîPress, 19. Januar 2016