Shingal. Das US-Nachrichtenmagazin Time Magazine hat die êzîdîsche Aktivistin und Genozid-Überlebende Nadia Murad unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten gewählt. Als Pionierin für den Kampf um Frauenrechte von Vergewaltigungsopfer im Krieg wurde Murad von Eve Ensler nominiert, einer langjährigen Frauenrechtlerin. In der Begründung schreibt Ensler unter anderem: „Murad steht für eine lange und harte Geschichte unbeugsamer Frauen, die aus der verbrannten Erde der Vergewaltigunsopfer im Krieg auferstanden, das abscheuliche Schweigen gebrochen und Gerechtigkeit und Freiheit für ihre Geschwister fordert“.
Als 19-Jährige wurde Murad von Terroristen des „Islamischen Staates“ (IS) während des Völkermordes an den Êzîden in der nordirakischen Shingal-Region verschleppt und als Sklavin festgehalten. Seit ihrer Befreiung setzt sie sich für die etwa 3.000 Frauen und Kinder ein, die noch immer von den IS-Terroristen als Sklaven gehalten werden. Murads Mutter wurde von den Terrorschergen ermordet, Dutzende ihrer direkten Angehörigen und Verwandte entführt.
Seit ihrer Befreiung hat Murad zahlreiche Staatsoberhäupter, Regierungsvertreter und Parlamentsmitglieder aus aller Welt gesprochen und für eine Anerkennung des Genozides an den Êzîden gewirkt. Mit ihrer bewegenden Ansprache vor dem UN-Sicherheitsrat lenkte Murad die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der politischen Vertreter auf das Leid der Minderheiten und vor allem der Frauen im Irak und Syrien. Unter anderem ihrem Engagement wird zugeschrieben, dass das britische Parlament kürzlich von einer festen Doktrin abgewichen und die Verbrechen der Terrormiliz an Christen und Êzîden als Völkermord erklärt hat.
© ÊzîdîPress, 21. April 2016