Heydar Shesho, Oberkommandant der Verteidigungseinheit Shingal (HPŞ)
Heydar Shesho, Oberkommandant der Verteidigungseinheit Shingal (HPŞ)

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[S]hingal. In einer Mitteilung hat sich der Oberkommandant der Verteidigungseinheit Shingals (HPŞ), Heydar Shesho, über die gegenwärtige Situation in Shingal und den Geschehnissen in den vergangenen Tagen geäußert.

Die aktuelle Situation ist nach wie vor sehr schlecht und bedrohlich. Die Widerstandskämpfer wurden von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von allen Seiten mit einem massiven Aufgebot an bewaffneten Fahrzeugen und Terroristen angegriffen. Um sich zu retten, mussten die Widerstandskämpfer ihre Fahrzeuge zurücklassen und sich zu Fuß zurückziehen. Bei diesen Angriffen sind 20 bis 30 Widerstandskämpfer der Êzîden gefallen. Die ersten Gefechte fanden in Solakh im Westen Shingals sowie in Mehirkan im Osten des Gebirges statt.

Heftige Kämpfe gab es zudem in der Gemeinde Bara im Westen. IS-Terroristen blockierten die Straße von Bara nach Shlo und umzingelten die Widerstandskämpfer, die sich in das Gebirge retten mussten. Die Gemeinde Bara fiel anschließend komplett an den IS. Ein weiteres Gefecht fand in Sikeniyê im Süden des Gebirges statt. Die einzige Zufahrtsstraße wurde von IS-Terroristen belagert und begannen dann mit Angriffen auf die Widerstandskämpfer. Ein erbitterter Kampf tobte in Sikêniyê, Widerstandskämpfer gelang es ein IS-Fahrzeug zu zerstören und eine Vielzahl an IS-Terroristen zu töten. Als weitere IS-Terroristen vorrückten, zogen sich die Widerstandskämpfer ins Gebirge zurück.

Sherfedino
Pilgerstätte Sherfedîn in Shingal

Die schwersten Kämpfe trugen sich in den strategisch wichtigen Gemeinden Duhola und Borik zu, wo sich Widerstandskämpfer und IS-Terroristen stundenlange Gefechte lieferten. Der IS ist schließlich mit dutzenden gepanzerten Fahrzeugen vorgerückt, die Widerstandskämpfer waren gezwungen aus den Gemeinden abzuziehen. Bei den Kämpfen sind 4 Widerstandskämpfer gefallen, 10 teilweise schwer verletzt worden. Weitere 6 Kämpfer werden vermisst, der Kontakt zu der Einheit ist vollständig verloren gegangen und das Schicksal der Männer bis heute ungewiss.

Die gegenwärtige Entfernung zwischen den Widerstandskämpfern in Sherfedîn und den IS-Terroristen in Borik beträgt nur zwei Kilometer. Es fehle vor allem weiterhin an schweren Waffen, um den IS zurückzudrängen. Außerdem werden dringend Luftschläge gegen die IS-Terroristen gewünscht, um die Widerstandskämpfer zu entlasten. Ansonsten drohe bei einer weiteren Großoffensive, dass der IS bis zur Pilgerstätte durchdringt und es anschließend zu Massakern und der Zerstörung der Pilgerstätte kommen wird. Die Koalitionsstreitkräfte müssten daher vor allem die IS-Fahrzeuge ausschalten. Man werde die Pilgerstätte bis zum Tod verteidigen, erklärt Oberkommandant Shesho weiter.

Êzîden in der Diaspora sollen sich daher zusammentun und gemeinsam auf die akute Bedrohung in Shingal aufmerksam machen. Auch sollte die êzîdîsche Gemeinschaft hinterfragen, wo all die Spendengelder verblieben sind, die zur Unterstützung der Verteidigungseinheiten gedacht waren, aber ihnen kaum zugute gekommen sind.

Oberkommandant Shesho erhebt zudem schwere Vorwürfe gegen die kurdische Regierung, die bewusst Waffenlieferungen an die Widerstandseinheiten verhindere, um sie unter Druck zu setzen.

Die Êzîden müssen verstehen, dass die Verteidigungseinheit Shingal (HPŞ) im Namen aller Êzîden und des Êzîdentums agiert. Von den rund 3.000 Widerstandskämpfern in Shingal, gehören über 80% der HPŞ an. Unter ihnen Rekruten aus Russland, Europa, Sheikhan, Shingal, Êzîden aus der Türkei, Syrien usw.

Nur gemeinsam könne man Oberkommandant Shesho zufolge die aktuelle Krise bewältigen.

êzîdîPress, 22. Okt. 2014