Êzîdîn hält das Foto des getöteten 13-jährigen Sufian Jassem während einer Demonstration gegen die türkischen Luftschläge in Shingal (E. Qirani, 27. April 2017)
Êzîdîn hält das Foto des getöteten 13-jährigen Sufian Jassem während einer Demonstration gegen die türkischen Luftschläge in Shingal (E. Qirani, 27. April 2017)


Shingal. Die Identität des von türkischen Luftschlägen in der nord-irakischen Region Shingal getöteten Zivilisten ist geklärt. Es handelt sich dabei um den 13-jährigen Êzîden Sufian Jassem. Familienangehörige bestätigten gegenüber ÊP, dass Sufian am 25. April bei den Luftangriffen der Türkei im Shingal-Gebirge getötet wurde. In Shingal wurde der Leichnam Sufians heute von seiner Familie beigesetzt.

Zum Zeitpunkt der Bombardements habe sich der 13-Jährige nahe einer YBŞ-Barracke aufgehalten, so ein Verwandter. Dort sei er dann von einer Bombe der türkischen Luftwaffe tödlich verletzt worden.

Seine Familie stammt ursprünglich aus der Gemeinde Siba Sheikh Khidir im Süden Shingals, die noch immer unter der Kontrolle der Terrormiliz „Islamischer Staat“ steht. Dort hatten die IS-Schergen in der Nacht vom 3. August 2014 den Völkermord gegen die êzîdîsche Bevölkerung begonnen. Sufians Mutter sowie weitere Verwandte wurden verschleppt und befinden sich bis heute in Gefangenschaft des IS.

Zuvor kursierte ein Bild von Sufian in den sozialen Netzwerken, das ihn in der Kampfmontur der êzîdîschen YBŞ-Widerstandseinheit zeigte. Behauptet wurde, er habe als Kindersoldat gekämpft. Auf Nachfrage widersprach die YBŞ-Führung und die Familie gegenüber ÊP der Darstellung. Die Uniform habe er lediglich zu einer Versammlung der YBŞ getragen, wo auch das Foto entstanden sei. Sufians verbliebene Familie lebt in den von der PKK und YBŞ kontrollierten Regionen. Sein Vater sowie sein Bruder kämpfen in den Reihen der YBŞ. Daher habe er sich während den türkischen Luftangriffen auch in der YBŞ-Unterkunft bei seinem Vater und Bruder aufgehalten. Sufian habe weder an der Front gekämpft, noch eine Waffe in der Hand gehalten, versicherten beide Seiten.

In der Nacht vom 25. April bombardierten türkische Kampfjets mehrere Stellungen der PKK und der mit ihnen verbündeten êzîdîschen YBŞ im Shingal-Gebirge. Versehentlich wurde dabei auch eine Kaserne der Peshmerga getroffen, wobei fünf Peshmerga getötet und weitere verletzt wurden. Die YBŞ erklärte, einer ihrer Kämpfer sei ebenfalls verletzt worden.

Zahlreiche êzîdîsche Flüchtlinge leben in unmittelbarer Nähe der Ziele, die die Türkei bombardierte. Der Oberkommandeur der êzîdîschen Verteidigungskraft Êzîdxans (HPÊ), Heydar Shesho, verurteilte die türkischen Luftschläge als „unverantwortlich“ und machte deutlich, dass diese vor allem eine Gefahr für die Zivilisten darstellten.

© ÊzîdîPress, 27. April 2017