Wappen der Verteidigungskraft Êzîdxans (HPÊ)
Wappen der Verteidigungskraft Êzîdxans (HPÊ)


Shingal. Die êzîdîsche Verteidigungskraft Êzîdxan (HPÊ) ist seit gestern offiziell dem Peshmerga-Ministerium unterstellt. Das Ministerium akzeptierte die von HPÊ-Oberkommandant Heydar Shesho gestellten Voraussetzungen eines Beitritts. Demnach wird die HPÊ sowohl ihren Namen als auch ihre êzîdîsche Flagge beibehalten dürfen. In einem ersten Anmeldungsprozess wurden rund 1.000 HPÊ-Kämpfer registriert, weitere 3,780 Kämpfer sollen in den kommenden Wochen und Monaten folgen, erklärte Shesho. Über 2.000 HPÊ-Freiwillige traten zuvor aus Protest aus der HPÊ aus. Sie werfen dem HPÊ-Kommandanten unter anderem vor, die Linie der HPÊ zugunsten seines Onkels Qasim Shesho, dem inoffiziellen General der êzîdîschen Peshmerga in Shingal und PDK-Loyalisten, aufgegeben zu haben.

Shesho erklärte vor wenigen Tagen während des Sulaimania-Forums gegenüber kurdischen Nachrichtensendern, dass die HPÊ ihre Befehle fortan vom amtierenden Präsidenten der Autonomen Region Kurdistans im Nordirak Masud Barzani empfange. Dies rief unter vielen Êzîden Kritik hervor. Im April 2015 ließ Barzani Shesho wegen der Gründung einer „illegalen Miliz“ verhaften und mehrere Tage inhaftieren. Die irakische Regierung stellte wenig später unter Druck der PDK-Partei die finanzielle Untersützung für die HPÊ ein. Shesho erklärte bereits im Jahr 2014, dass er einen Anschluss der HPÊ an das Peshmerga-Ministerium anstrebe, aber nicht von der PDK befehligt werden wolle. Er warf der Partei mehrmals vor, für den Völkermord an den Êzîden in Shingal hauptverantwortlich sein. Mit dem jetzigen Beitritt untersteht die HPÊ nun jedoch direkt der PDK-Führung.

Dem kurdischen Minister des Peshmerga-Ministeriums sowie dem Parlamentspräsidenten, beide Mitglieder der Goran-Partei, wird seit Ende 2015 durch bewaffnete Milizen der PDK die Einreise zum Regierungssitz in der kurdischen Stadt Erbil verweigert. Seitdem untersteht das Ministerium de facto der PDK-Partei Barzanis. Ähnlich wie die meisten êzîdîschen Peshmerga in Shingal hegen auch die HPÊ-Kämpfer wenig Sympathien für die PDK-geführte kurdische Regierung. Sie sind jedoch auf die Gehälter angewiesen, um mit diesen ihren Familien in den Flüchtlingslagern zu unterstützen.

Die HPÊ ist eine von zwei êzîdîschen Kampfeinheiten in Shingal, die sich im August 2014 gründete, als die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) das Hauptsiedlungsgebiet der êzîdîschen Minderheit im Nordirak überfiel und einen Völkermord an der Zivilbevölkerung verübte. Während die in der Region stationierten Peshmerga-Soldaten der kurdischen Regierung kampflos aus der Region flüchteten, ebenso zuvor bereits die irakischen Sicherheitskräfte, formierten sich freiwillige Êzîden zu einer Bürgerwehr zusammen. Monatelang kämpften diese fast ohne Unterstützung gegen die Belagerung der Terrormiliz IS im Shingal-Gebirge. Heydar Shesho verteidigte mit seinen Kämpfer unter anderem den Sherfedin-Tempel. Von dort aus führt eine wichtige Zufahrt direkt zum Shingal-Gebirge, wo sich zehntausende Êzîden vor den Schergen des IS in Sicherheit gebracht hatten.

© ÊzîdîPress, 13. März 2017