Rund 6.000 KämpferInnen unterstehen der Shingal-Allianz. Nun sollen alle von einer Kommandozentrale befehligt werden (ÊP)
Rund 6.000 KämpferInnen unterstehen der Shingal-Allianz. Nun sollen alle von einer Kommandozentrale befehligt werden (ÊP)


Shingal. Die Shingal-Allianz hat angekündigt, eine gemeinsame Kommandozentrale für alle in dem Bündnis kämpfenden Einheiten zu gründen, wie Befehlshaber der êzîdîschen Streitkräfte mitteilten. Demnach soll sich die gemeinsame Kommandozentrale aus den OberbefehlshaberInnen der Verteidigungskraft Shingals (HPŞ), der Widerstandseinheit Shingals (YBŞ), dem Frauenbataillon der Einheit der Frauen Êzîdxans (YJÊ) sowie den unabhängigen Kampfgruppen zusammensetzen.

Die Shingal-Allianz ist ein Bündnis aller in Shingal kämpfenden êzîdîschen Widerstandseinheiten. Nachdem die Peshmerga bekanntgaben, die in Shingal geplante Offensive mit keiner anderen Einheit koordinieren zu wollen, gründeten die Êzîden ihr eigenes Bündnis. Die Shingal-Allianz besteht aus insgesamt rund 6.000 KämpferInnen.

Politischer Machtkampf um Shingal

In dem politischen Machtkampf um die Shingal-Region stehen sich allen voran die Demokratische Partei Kurdistans (PDK) und die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gegenüber. Befürchtet werden bewaffnete Auseinandersetzungen, sobald die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) aus der Region vertrieben wurde. Die absolute Mehrheit der Widerstandskämpfer in Shingal sind Êzîden. Um einen Stellvertreterkrieg der Parteien mit êzîdîschen Kämpfern vorzubeugen, hat der Oberbefehlshaber der Verteidigungskraft Shingals (HPŞ) und Kommandant der Shingal-Allianz Heydar Shesho alle Parteien zum gemeinsamen Kampf aufgerufen.

Insbesondere die PDK und die ihr zugehörigen Peshmerga-Einheiten gehen in Shingal immer aggressiver gegen die rivalisierende PKK vor. Nachdem die rund 11.000 Peshmerga im August 2014 in Shingal, hauptsächlich PDK-Milizen, aus der Region flüchtete und einen Völkermord der Terrormiliz IS an der êzîdîschen Bevölkerung ermöglichten, rückten Einheiten der PKK und der YPG in die Region vor. Sie verteidigten die Flüchtlingsströme der Êzîden und verhinderten weitere Massaker. Von der PDK wird der Einmarsch der PKK-Kämpfer als „Eingriff in innere Angelegenheiten“ betrachtet. PDK-Vertreter bezeichnet die PKK als „Besatzungsmacht“ und warfen ihr vor, „Lügen und Gerüchte“ zu verbreiten. Kurz darauf verkündeten die Peshmerga-Verantwortlichen, dass sich die geplante Offensive angeblich wegen den „Bewegungen der PKK in Shingal“ verzögern wird. Es läge „keine Notwendigkeit der PKK-Einheiten“ vor, ließ der außenpolitische Sprecher der PDK, Hemin Hawrami, verlautbaren.

Monatelang schwiegen die größten PDK-Medien Rûdaw und BasNews über den Kampf der PKK-Einheiten in Shingal-Stadt, wo dutzende PKK-Kämpfer ums Leben kamen. Auch über die erfolgreichen Offensiven im Südwesten der Region sowie dem Abschneiden der Hauptverbindungsroute des IS von Shingal-Stadt nach Syrien verloren Rûdaw und BasNews kein Wort. Versucht wird ein Klima zu erzeugen, dass der kurdischen Bevölkerung im Nordirak vermittelt, die Befreiung der Shingal-Region stagniere wegen der Intervention der PKK-Einheiten auf südkurdischem Boden. Dabei sind es die Einheiten der PKK, die als einzige seit über zehn Monaten Gebiete vom IS zurückeroberten.

© ÊzîdîPress, 04. November 2015