ISIS Terroristen
ISIS Terroristen

Mosul (Nordirak) – Die heftigen Kämpfe zwischen den Islamisten Islamischer Staat Irak und Syrien (ISIS) und der irakischen Armee um die Stadt Mosul gehen unvermindert weiter. Terroristen der ISIS haben am 7. Juni mit einem Ansturm auf Mosul begonnen und konnten seit dem immer mehr Teile der Stadt in ihre Gewalt bringen. Über die Hälfte Mosuls soll bereits unter der Kontrolle der Terroristen stehen. Derzeit sollen sich über 3.000 Terroristen in Mosul befinden, die die Stadt von mehreren Seiten aus versuchen einzunehmen. Dabei gelingt es ihr der irakischen Armee in einem Mehrfronten Angriff immer wieder schwer zuzusetzen. Die koordinierte und präzise Vorgehensweise der ISIS als auch die Ortskenntnis, lassen darauf schließen, dass sie mächtige Verbündete für ihren Angriff hat. Die Terroristen der ISIS rekrutieren sich aus den unterschiedlichsten Ländern, von denen einige den Irak zum ersten Mal betreten. Dennoch gelingt es den Terroristen, strategisch wichtige Gebiete, wie etwa Militärbasen und den Flughafen, einzunehmen. Gestern griffen die Terroristen die Zentrale der Provinzregierung mit Panzerfäusten, großkalibrigen Maschinengewehren und mit Waffen bestückten PKWs an und konnten so die Zentrale einnehmen.

MosulUnterdessen hat die Pêşmerga Armee 54 êzîdîsche Studentinnen der Universität von Mosul evakuieren können. Die jungen Frauen haben aus Angst die Universität nicht verlassen und verschanzten sich dort. Weil die Terroristen Teile der Stadt kontrollieren, die sie bei ihrer Flucht hätten passieren müssen, sind sie in der Universität verblieben. Eine alarmierte Pêşmerga Einheit befreite die Studentinnen schließlich aus ihrer lebensbedrohlichen Lage. Kurz zuvor evakuierte die Pêşmerga Armee bereits rund 400 êzîdîsche Studenten aus der Stadt, sowie weitere hunderte kurdische Flüchtlinge. Einem Bericht von SkyNewsArabic zufolge, sollen bereits rund 4.800 Familien aus Mosul geflüchtet sein.

Der Westen der Stadt ist in der Hand der Terroristen, nun marschieren sie in Richtung Süden auf weitere Militärbasen, Militärflughäfen und einem Hochsicherheitsgefängnis zu. Wichtige Straßenrouten nach Mosul sind unter der Kontrolle der Islamisten, wodurch sie die Stadt vom Rest des Iraks praktisch abschneiden und Mosul so zu einer brennenden Hölle verwandeln. Um den Vorstoß der irakischen Armee zu behindern, blockieren sie Zufahrtsstraßen mit schweren Felsen, die sie mit Kränen auf die Straßen befördern. Die Islamisten forcieren ihre Angriffe aber auch außerhalb Mosuls, so etwa in Tuz Khurmatu, wo bei einem gestrigen Attentat ein mit Bomben bestückter LKW 31 Menschen in den Tod riss und über 120 Menschen verletzte.

Videos der Islamisten zeigen das brutale Vorgehen gegen irakische Soldaten und ungehorsame Zivilisten. Die Lage ist nach wie vor völlig undurchschaubar, tausende Menschen sind auf der Flucht, mehrere Hundert sind seit dem Ansturm getötet worden. Nachrichtenagenturen korrigieren die Opferzahlen stündlich nach oben. Schätzungsweise über 350 Menschen sind den Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen. Bei einem von vielen Gefechten konnte die irakische Armee am gestrigen Tag 37 ISIS Terroristen töten, so die Nachrichtenagentur IraqiNews. Die Terroristen ihrerseits setzten Selbstmordattentäter ein und töteten so bereits mehrere Dutzend irakische Soldaten und Zivilisten.

K1600_VerwundeterIrakischerSoldat
Irakische Soldaten bergen verwundeten Kameraden in Mosul

Die irakische Armee ist trotz ihrer herben Verluste nicht bereit, ein Eingreifen der Pêşmerga Armee zu akzeptieren, da sie darin eine Verletzung ihres Kompetenzbereiches sieht. Gegenüber Reuters erklärten irakische Armeeoffiziere am vergangenen Montag, dass die irakischen Streitkräfte im Kampf gegen die ISIS demoralisiert seien. Hohe Beamte von Mosul baten unterdessen offiziell um die Hilfe der kurdischen Pêşmerga Armee, da die irakische Armee den Schutz der Bevölkerung nicht mehr garantiere könne. Ein hochrangiger irakischer Sicherheitsbeamter erklärte, dass die Stadt „in wenigen Tagen in die Händen der Terroristen fallen wird, wenn nicht weitere Unterstützungstruppen zur Interventionen nach Mosul verlagert werden.“

Die kurdische Pêşmerga Armee ist seit Beginn des Ansturms in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden und bewacht die Gebiete zwischen Mosul und denen der Kurdischen Autonomieregion. Mosul grenzt etwa an das mehrheitlich von Êzîden bewohne Gebiet Sheikhan, wohin viele Êzîden aus Mosul bereits geflüchtet sind. Weitere Pêşmerga Einheiten wurden nach Mosul entstand. Auch die Minderheit der Shabak hat die Pêşmerga um Hilfe gebeten, nachdem über 30 Shabak in den letzten Tagen getötet worden sind.

êzîdîPress, 10.06.2014