Êzîdîsche Mutter und Kinder auf der Flucht vor den IS-Terroristen in Shingal (Rodi Said/Reuters)
Êzîdîsche Mutter und Kinder auf der Flucht vor den IS-Terroristen in Shingal (Rodi Said/Reuters)

Berlin. Die Zahl der êzîdîschen Flüchtlinge, die in Deutschland im Jahr 2015 einen Asylantrag gestellt haben, beträgt 18.685. Dies geht aus der Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge für das Jahr 2015 hervor. Die Zahl hat sich demnach im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht. Grund ist der Völkermord der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in der nordirakischen Region Shingal, von wo der überwiegende Teil der êzîdîschen Flüchtlinge herstammt. Viele suchen den Weg über die Türkei und das Mittelmeer nach Europa, vor allem nach Deutschland.

Aus dem Irak stellten 14.261 êzîdîsche Flüchtlinge einen Asylantrag in Deutschland. Damit bilden die Êzîden mit 47,9% aller Asylanträge aus dem Irak in 2015 die größte Gruppe. Aus Syrien stellten 3.495 Êzîden einen Asylantrag und sind mit 2,2% aller Anträge aus Syrien eine Minderheit. Weitere 669 Êzîden stellten aus anderen Staaten ebenfalls Asyl sowie 260 mit ungeklärte Herkunft. Die Gesamtprozentzahl der êzîdîschen Asylbewerber in Deutschland für das Jahr 2015 beträgt 4,2%.

Im Jahr 2014 betrug die Zahl der êzîdîschen Asylbewerber noch 6.465. Auch hier stammte der überwiegende Teil mit 3.258 Anträgen aus dem Irak, 2.052 aus Syrien. Ein einziger êzîdîscher Asylbewerber gab an, aus Afghanistan zu stammen, wo heute keine Êzîden (mehr) leben.

Nicht berücksichtigt sind Flüchtlinge, die zwar in Deutschland angekommen aber noch keinen Antrag gestellt haben. Schätzungsweise 30.000 Êzîden sind seit 2014 bis heute aus dem Irak und Syrien nach Deutschland geflüchtet. Die Zahl wird sich im Zuge der Familienzusammenführungen wahrscheinlich nochmals verdreifachen, sodass schon bald mehr Êzîden in Europa leben könnten als in ihrer traditionellen Heimat.

Offizielle Zahlen zur Gesamtzahl der Êzîden liegen nicht vor. Schätzungsweise 900.000 Êzîden leben weltweit. Bis 2014 lebte die absolute Mehrheit, rund 600.000, im Irak. Größere Gemeinden gibt es vor allem in Deutschland, Armenien, Russland und Georgien. Zunehmend steigt die Zahl der Êzîden auch in den USA und Kanada.

© ÊzîdîPress, 1. August 2016