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Die weltweiten Gewaltexzesse der vergangenen Monate und Jahre lassen zunehmend die Frage aufkommen, inwieweit wir in einer Welt leben, die vom Bösen beherrscht wird. Gibt es Menschen, die mit ihrem Wesen noch Licht in dieses Dunkle bringen können? Sicherlich nur wenig, aber es gibt sie. Einer dieser ist der US-Amerikaner Dean Parker (49) aus Florida. Als er vom Schicksal der Êzîden im Nord-Irak erfährt, gibt er sein friedliches Leben als Surfer auf, um sich ohne militärische Erfahrung dem Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) anzuschließen.
In Syrisch-Kurdistan schließt sich Parker der kurdischen Volksverteidigungseinheit YPG an, jener Einheit, die die Êzîden vor weiteren Massakern bewahrte. Über seine Absichten war auch seine Familie nicht informiert. ÊzîdîPress hat mit Parker gesprochen.
ÊP: Herr Parker, was hat Sie dazu bewegt, Ihr friedliches Leben in den USA aufzugeben und in den Krieg gegen die Terrormiliz IS zu ziehen?
Parker: Im Fernsehen sah ich einen Bericht über Êzîden, die vor den IS-Terroristen in das Shingal-Gebirge geflüchtet waren und dort Schutz suchten. Mütter mit ihren Kindern, die in die Kamera starrten. Ihre Augen waren voller Furcht und Schrecken, etwas, was ich so noch nie gesehen hatte. Danach fasste ich den Entschluss, mich der er YPG anzuschließen.
ÊP: Haben Sie innerhalb der YPG Êzîden kennengelernt?
Parker: Natürlich, zum Beispiel ist einer meiner besten Freunde Êzîdî. Sein Name ist Cawa und er spielt hervorragend Gitarre.
ÊP: Welche Schwächen sehen Sie innerhalb des IS?
Parker: Es ist kein Geheimnis mehr, dass ihre Kämpfer oft unter dem Einfluss von Drogen stehen. Wenn sie angreifen und zurückgeschlagen werden, treten sie umgehend die Flucht an, weil sie keine Moral haben. Sie sind wie Verbrecher mehr an Plünderungen interessiert als am Kampf. Die Kurden und Êzîden kämpfen vereint erfolgreich gegen sie, das macht ihnen Angst. In der Regel siegt das Gute über das Böse, deswegen werden wir siegen.
ÊP: Was würden Sie den Êzîden gerne mitteilen?
Parker: Ich wünsche, dass es der letzte Genozid in der Geschichte gegen die Êzîden war. Dieses friedliche Volk sollte selbst über eine eigene Armee verfügen. Das ist notwendig, um sich auch in Zukunft verteidigen und ihre Mitglieder schützen zu können. Sie müssen ausgebildet werden für den Kampf. Leider ist nur so ein Überleben im Nahen Osten für sie möglich.
Das Interview für ÊP führte Rustam Rzgoyan.
© ÊzîdîPress, 10. Januar 2015