Shingal. In der nordirakischen Region Shingal sind am Mittwoch bewaffnete Gefechte ausgebrochen. Nachdem ein junger êzîdîscher Bauer nahe der Ortschaft Tel Benat im Südosten Shingals erschossen aufgefunden wurde, kam es zu Gefechten zwischen Êzîden und Mitgliedern eines arabisch-sunnitischen Clans.
Der Êzîden habe als Schafhirte nahe Tel Benat gearbeitet, als ihn Mitglieder des Metweti-Stammes überfallen und ermordet haben sollen, erklärt ein ortsansässiger Êzîde gegenüber ÊP. Daraufhin hätten sich dutzende Êzîden zusammengefunden und seien gegen Mitglieder des Stammes vorgegangen. Es kam zu kurzzeitigen Feuergefechten, bei denen jedoch niemand verletzt wurde.
Der Metweti-Stamm in Shingal ist berüchtigt. Ein Großteil des Stammes beteiligte sich am Völkermord an den Êzîden durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und waren an Hunderten Morden, an den Entführungen und Versklavungen Tausender ÊzîdInnen beteiligt. Vielfach übernahmen Mitweti-Mitglieder führende Positionen innerhalb des IS in der Region und ordneten Exekutionen sowie Versklavungen an.
Dass der Mitweti-Stamm eine führende Rolle beim Völkermord an den Êzîden einnahm, können zahlreiche Zeugen belegen. Aber auch schiitische Überlebende, denen zufolge „vor allem der Stamm der Mitweti brutal gegen die Êzîden vorging“ und selbst „Kinder im Alter von fünf Jahren tötete“. Êzîdîsche Augenzeugen sagten mehrfach aus, dass sich der absolute Großteil der Mitwetis in Shingal dem IS angeschlossen und am Völkermord an den Êzîden aktiv mitgewirkt habe. Die Mitweti sperrten den êzîdîschen Flüchtlingen unter anderem den Weg in das Gebirge ab, wo viele sich vor den Schergen des IS in Sicherheit bringen wollten.
In Shingal demonstrierten mehrere Hundert Êzîden gestern gegen die Präsenz des Stammes in Shingal und Umgebung. Ihre Beteiligung am Völkermord könne nicht vergessen werden, so ein êzîdîscher Demonstrant. Die Êzîden fordern daher, dass der Stamm nicht länger in der Region toleriert werde. Ein Zusammenleben mit Mitgliedern dieses Stammes sei nicht möglich.
© ÊzîdîPress, 14. Dezember 2017