[L]alish. Wegen Morddrohungen aus Regierungskreisen sind drei êzîdîsche Aktivisten in den vergangenen Tagen aus Südkurdistan geflüchtet. Der êzîdîsche Dichter Hecî Qeyranî aus Shingal, der Sänger Dakhil Osman und der ehemalige Rûdaw-Reporter Berekat Isa aus Shingal erhielten aufgrund ihrer Aktivitäten Morddrohungen aus Kreisen der Regierungspartei PDK, wie sie selbst erklärten.
Zuvor entbrannte zwischen den Êzîden und der kurdischen Regierung ein heftiger Disput aufgrund der Niederschlagung und Inhaftierung von Demonstranten, dem Verbot die êzîdîsche Widerstandsflagge während Demonstrationen zu zeigen und der Inhaftierung eines êzîdîschen Aktivisten.
Die drei prominenten Êzîden kritisierten immer wieder das Verhalten der kurdischen Behörden gegenüber den êzîdîschen Demonstranten und machten sich so zur Zielscheibe von Morddrohungen. Der PDK-Beamte Wahid Bakuzi erboste sich, weshalb man die Männer aus dem Land gelassen habe, die er gerne tot gesehen hätte, erklärt Berekat Isa. Hecî Qeyranî äußerte per Videobotschaft, dass man drohte ihn „wie einen Hund zu töten“. Derzeit untersteht Bakuzi eine Peshmerga-Einheit in Shingal.
Zwei der Aktivisten befinden sich mittlerweile in Deutschland, der Dritte ist in die Türkei geflüchtet. Der Vorfall wird die Fronten zwischen den Êzîden und der kurdischen Regierung weiter verhärten. Mit Dakhil Osman, Hecî Qeyranî und Berekat Îsa verlieren die Êzîden in Südkurdistan drei ihrer wortstärksten Vertreter. Dakhil Osman und Hecî Qeyranî äußerten ihre Meinung mehrfach in Interviews und Reportagen und erhielten dafür auch Zuspruch von Nicht-Êzîden.
Die kurdische Regierung äußerte sich weder zu den Ereignissen im Vorfeld noch zu dem gegenwärtigen Fall. Nachdem ihre Peshmerga-Truppen am 3. August 2014 aus Shingal davonrannten, als die Terrormiliz IS die Region überfiel, muss sie sich immer wieder Kritik seitens der Êzîden gefallen lassen. Statt die Wogen zu glätten, versucht sie durch Gewalt, Morddrohungen und Einschüchterungen die Êzîden zum Schweigen zu bringen.
Gegen Kritiker geht die Regierung nicht selten mit Gewalt vor. Auch Attentate hat es in der Vergangenheit bereits gegeben, so etwa auf den investigativen Journalisten Kawa Germyani. Germyani wurde vor seinem Haus von Unbekannten niedergeschossen, nachdem er mehrere Berichte zur Korruption der kurdischen Regierung veröffentlicht hatte. Auch der 23 jährige Student Sardasht Osman, ebenfalls kritischer Journalist, wurde nachdem er kritische Berichte gegen die Regierungspartei publizierte erst entführt und wenige Tage später tot in der nähe von Mosul aufgefunden.
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