Shingal (Irak) – Es sind Schilderungen von Überlebenden und Augenzeugen, wie sie selbst in den schlimmsten Horrorfilmen nicht vorkommen. Beschreibungen eines Völkermordes: Hunderte Menschen werden zusammengetrieben, in Massengräbern geworfen und begraben, darunter Frauen und Kinder bei lebendigem Leib. Lebendig begraben von Terroristen des sogenannten Islamischen Staates (IS).
Als die Terrorkommandos des IS am 03. August in die Region Shingal einfallen, umzingeln sie Dörfer und treiben die Bewohner zusammen. Die Terroristen beginnen Gräben auszuheben: „Wir verstanden nicht, was sie da tun. Dann begannen sie damit die Menschen in Gräben zu werfen, bei lebendigem Leib“, beschreibt der êzîdîsche Augenzeuge Ali (46) gegenüber Journalisten der DailyMail.
„Kurz darauf hörten wir Schüsse. Ich kann diese Szenen nicht vergessen. Frauen und Kinder, die nach Hilfe geschrien haben. Wir mussten davonlaufen, um unser Leben zu retten. Wir konnten nichts für sie tun.“
„Ich höre noch immer ihre Schreie“
„Sie haben Frauen und Kinder begraben. Sie waren am leben. Ich höre noch immer ihre Schreie. Sie versuchten ihre Köpfe emporzustrecken, um nach Luft zu schnappen“, so der Augenzeuge Dawud Hassan (26) aus Shingal.
„Die Hände einer Frau haben sie am Heck eines PKWs festgebunden, ihre Beine am Heck eines weiteren und sie in Stücke gerissen. Haben sie jemals so etwas gesehen? Das alles nur, weil sie keine Muslima war und nicht konvertieren wollte. Wir haben es gerade noch so geschafft“, beschreibt der êzîdîsche Student Hassan (22).
Die Überlebenden konnten dank dem Feuerschutz der kurdischen Volksverteidigungseinheiten der YPG und HPG (PKK) aus Syrien flüchten und sind von ihren Erlebnissen schwer traumatisiert. Viele der Flüchtlinge möchten nicht mehr zurückkehren, die Erde ihrer Heimat sei mit dem Blut ihrer Angehörigen getränkt, ihre Häuser zerstört, ihre Zukunft geraubt.
Immer wieder beschreiben Flüchtlinge êzîdîPress Korrespondenten übereinstimmend von ihren Erlebnisse und davon, wie sie Augenzeugen derartiger Massentötungen waren. In vielen Fällen mussten sie mitansehen, wie ihre eigenen Angehörigen vor ihren Augen enthauptet worden sind. Erst gestern enthaupteten die Terroristen des IS den us-amerikanischen Fotojournalisten James Wright Foley vor laufender Kamera. Den abgetrennten Kopf legte man auf seinen Rücken und stellte die Bilder ins Internet.
„Wir sind fertig mit diesem Land!“, sagt ein êzîdîscher Dorfbewohner, der nach dem Massaker in die Türkei geflüchtet ist.
êzîdîPress, 20. Aug. 2014