Khanasor. In der nordirakischen Region Shingal haben am Dienstagmittag hunderte Menschen gegen die Angriffe auf die Stadt Khanasor durch Peshmerga der Demokratischen Partei Kurdistans (kurd. PDK) demonstriert. Kurz darauf lösten die sogenannten Rojava-Peshmerga, eine bewaffnete Miliz der PDK, die Demonstration gewaltsam auf und eröffneten das Feuer auf die Demonstranten, nachdem diese sich einem Kontrollpunkt nahe Khanasor näherten. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt, die 16-jährige Êzîdîn Naze Nayif Qewal erlag wenig später im Krankenhaus von Khanasor ihren Verletzungen. Der Konflikt um Khanasor spitzt sich damit immer weiter zu.
Organisiert wurde die Demonstration von der PKK und der êzîdîschen YBŞ-Miliz. Dutzende Êzîden und Kurden aus Syrien wurden zu diesem Zweck zuvor mit Bussen nach Khanasor gebracht, um sich dort an den Demonstrationen gegen die Rojava-Peshmerga zu beteiligen. Am 3. März töteten die Rojava-Peshmerga mehrere Êzîden und PKK-Kämpfer und nutzen dafür auch deutsche Waffen. Die Rojava-Peshmerga sind eine Parteimiliz der PDK und sollen gegen die Präsenz der PKK in Shingal vorgehen.
Viele Êzîden, insbesondere die YBŞ-Kämpfer, sehen in der PKK jedoch eine Schutzmacht, die während des Völkermordes der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zusammen mit YPG-Kämpfern zehntausenden Êzîden das Leben rettete. Andere Êzîden hingegen kritisieren das Vorgehen der PKK, die in der Demonstration eine bewusste Provokation sehen, um die ohnehin angeheizte Stimmung für eine politische Mobilmachung zu nutzen.
© ÊzîdîPress, 14. März 2017