Kämpfer der Verteidigungseinheit Shingals (HPŞ) an der Pilgerstätte Sherfedîn
Kämpfer der Verteidigungseinheit Shingals (HPŞ) an der Pilgerstätte Sherfedîn

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[S]hingal. Abermals haben Terroristen der Miliz „Islamischer Staat“ (IS) gestern Abend gegen 20 Uhr Ortszeit die Pilgerstätte Sherfedîn angegriffen. Den êzîdîschen Widerstandskämpfer der Verteidigungseinheit Shingals (HPŞ) zufolge, näherten sich die Extremisten mit vier gepanzerten Fahrzeugen vom Typ Humvee der Pilgerstätte.

Die Widerstandskämpfer unter der Führung von Qasim Shesho erwiderten das Feuer und drängten die Terroristen schließlich zurück. Auf Seiten der Verteidigungseinheit waren keine Opfer oder Verletzten zu beklagen. Die Verteidigungseinheit Shingals verteidigt seit nunmehr über 129 Tagen die Pilgerstätte, an der auch viele der über 9.000 Zivilisten, die sich weiterhin im Gebirge aufhalten, Schutz gefunden haben.

Die humanitäre Situation jedoch spitzt sich täglich zu. Viele Zivilisten, vor allem Kleinkinder, sind bereits erkältet. Problematisch ist auch die Lage der Säuglinge, für die es an ausreichend Milch fehlt, ärztliche Versorgung gibt es kaum. Etwa 400 schwangere Frauen befinden sich unter den Zivilisten.

Weitere Kämpfe entbrannten gestern im Süden des Shingal-Gebirges, nahe der gleichnamigen Stadt Shingal. Dort haben ebenfalls Widerstandskämpfer der Verteidigungseinheit Shingals (HPŞ) einen Stützpunkt des IS angegriffen. Zunächst beschossen die Kämpfer den IS-Stützpunkt mit Panzerfäusten, Mörser- und Handgranaten, um anschließend dann vorzurücken.

Während den stundenlangen Kämpfen sind Angaben der HPŞ zufolge etwa 15 IS-Terroristen getötet worden. Ein Kämpfer der HPŞ wurde schwer verletzt und ist mit einem Helikopter aus dem Gebirge ausgeflogen worden. Der Kämpfer sei jedoch außer Lebensgefahr, teilte man schließlich der Einheit mit. Im Süden des Shingal-Gebirges kämpft die HPŞ unter der Führung des Kommandanten Qasim Şivan, dessen Einheit als eine der effektivsten gilt.

Im Westen des Shingal-Gebirges, nahe Sikeniyê, Shlo, Qizlkent und Bara kämpfen Einheiten der HPG, militärischer Arm der PKK, und YBŞ-Kämpfer weiter gegen die IS-Terrormiliz. Das Dorf Sikeniyê stehe kurz vor der Rückeroberung, heißt es von Beobachtern.

Der Status Quo in Shingal dauert auch nach der zweiten Offensive der Terrormiliz IS vom 20. November weiter an. Ein Vormarsch der Peshmerga, zur Durchbrechung des Belangerungsring, scheint nicht in nähe zu sein. Dutzendfache Erklärungen, man habe nun „Pläne zur Befreiung“ Shingals, bleiben auch am Tag 129 des Genozids an Êzîden ohne Taten.

© ÊzîdîPress, 10. Dezember 2014