ISIS massakriert schiitische Studenten in Tikrit
ISIS massakriert schiitische Studenten in Tikrit

Tel Afar (Nordirak) – Islamisten der Terrorgruppe Islamischer Staat Irak und Syrien (ISIS) haben die Grenzstadt Tel Afar im Norden des Irak eingenommen. Dies bestätigte der irakische Armeegeneral Mohammed al-Quraishi in einer Erklärung. In Tel Afar, einer Grenzregion zu Syrien, leben vor allem schiitische Turkmenen, auf die es unter anderen die ISIS Extremisten es abgesehen haben. Bei einem brutalen Massaker vor wenigen Tagen exekutierten Terroristen der ISIS 1.700 schiitische Studenten in Tikrit, nachdem sie die Stadt unter ihre Kontrolle bringen konnten. Videos der Exekution zeigen das erbarmungslose Vorgehen der Terroristen. Gleiches droht nun den Schiiten in Tel Afar und den Êzîden im Westen und Osten der Stadt.

Aus Angst sind die Schiiten aus Tel Afar nun auf der Flucht. Über 3.000 Familien sollen nach Shingal geflüchtet sein, berichtet der ISIS nahe arabische Nachrichtensender Al Rafidayn. Die ISIS bereite derzeit einen Ansturm auf Shingal vor, so Al Rafidayn TV weiter. Wir berichtetn bereits über einen geplanten Ansturm der ISIS von Mosul aus auf Shingal. Die Einnahme von Tel Afar ist damit der erste Erfolg der Terroristen.

Tel Afar trennt als arabischer Streifen die zwei êzîdîschen Hauptsiedlungsgebiete im Nordirak und der Autonomen Region Kurdistan voneinander. Im Westen grenzt es an Shingal, dem größten Ballungsgebiet der Êzîden mit über 500.000 Êzîden. Im Osten an Sheikhan, das offiziell unter der Verwaltung der Autonomen Region Kurdistan steht. Tel Afar wurde in der Zeit von Saddam Husseins Assimilationspolitik zur Hochburg der Arabisierung, indem er dort êzîdîsche und christliche Familien vertrieb und arabische ansiedelte.

Die irakisch-syrische Grenzregion Shingal ist für die Islamisten der ISIS von großer Bedeutung, da durch die êzîdîschen Siedlungsgebiete ihre Versorgungslinie von Mosul nach Syrien läuft, wo die Extremisten gegen das Assad Regime und gegen die Kurden im Norden kämpfen.

Pêşmerga Einheiten haben nach eigenen Angaben die Region Shingal sowie alle wichtigen Zufahrtsstraßen und Checkpoints abgesichert. In Shingal sollen, nachdem die irakische Armee geflohen ist, rund 15.000 Pêşmerga stationiert sein. Weitere 6.000 sollen an den Außengrenzen in Bereitschaft stehen. Gelingt es der ISIS nach ihren Erfolgen, den Terror nun auch nach Shingal zu tragen, steht der êzîdîschen und der ansteigenden schiitischen Bevölkerung ein Blutbad bevor.

êzîdîPress, 16.06.2014