Mosul (Nordirak) – In der nordirakischen Stadt Mosul sind heftige Kämpfe zwischen Islamisten und der irakischen Armee entbrannt. Terroristen der Al-Kaida nahestehenden Gruppierung Islamischer Staat Syrien und Irak (ISIS) haben mit einem großen Ansturm auf die seit Jahren umkämpfte Stadt Mosul begonnen. Weitere rund 3.000 ISIS Terroristen sollen sich auf dem Weg in die Stadt befinden. Teilweise in Militärfahrzeugen versuchen die Islamisten die Stadt zu erreichen. Die Regierung in Bagdad entsendete weitere 8.000 Soldaten in die Stadt. Seit dem frühen Morgen des 7. Juni sind über 130 Menschen getötet worden, unter ihnen über 70 Zivilisten und hunderte Verletzte. Mehrere Dutzend irakische Soldaten und Terroristen sind ebenfalls in den Kämpfen getötet worden. Ein großes Gebiet der Stadt Mosul konnten die Terroristen kurzzeitig unter ihre Gewalt bringen, ehe die irakische Armee ihren Angriff verstärkte. Die irakische Armee verhängte eine Ausgangssperre über die Stadt Mosul.
Unterdessen ist die kurdische Peşmerga Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. So konnten über 300 êzîdîsche Studenten mit Hilfe der Pêşmerga evakuiert werden, nachdem die Terroristen der ISIS Stadtteile nahe der Universität von Mosul unter ihre Kontrolle gebracht und Dutzende Studenten im Vorfeld als Geiseln gefangen genommen hatten. Die Islamisten hatten unter anderem die Universität von Ramadî eingenommen. Neben den konventionellen Angriffen verübten ISIS Mitglieder in Mosul Selbstmordattentate auf irakische Sicherheitskräfte und töteten mehrere Dutzend Menschen. Auch die Minderheit der Shabak sind wie bereits zuvor Opfer des Terrors der Islamisten geworden, über 30 Shabak sind während den letzten Tagen von ISIS Terroristen nahe Mosul ermordet worden.
Wegen den anhaltenden Kämpfen ist die Lage in Mosul derzeit unübersichtlich. Arabische Nachrichtenagenturen überschlagen sich mit immer neuen Meldungen über die Zahl der Opfer sowie der Militäraktionen gegen die Islamisten. Mehrere Êzîden sind ebenfalls in den Kämpfen getötet worden, viele von ihnen als Soldaten der irakischen Armee. Seit Beginn des Monats haben die Islamisten ihre Aktivitäten in der Stadt Mosul verstärkt. Nachdem die irakische Armee im Süden des Landes den Islamisten verheerende Verluste zufügen konnte, scheint der Sturm auf Mosul als Gegenreaktion dieser Angriffe
Für die ISIS bildet Mosul einen zentralen Knotenpunkt in ihrer Infrastruktur, besonders als Versorgungslinie nach Syrien, wo Islamisten der ISIS sich erbitterte Kämpfe mit der syrischen Armee und der kurdischen Verteidigungseinheit YPG liefern. Schon vor Jahren haben die Islamisten in Mosul damit begonnen, die Stadt einzunehmen und das dort entstandene Sicherheitsvakuum sukzessive zu unterwandern. So ist es ihnen gelungen, große Teile der Stadt de facto in ihre Kontrolle zu nehmen. Die irakische Armee, die an vielen Fronten gegen die Islamisten zu kämpfen hat, so etwa in Falludscha, ist mit dieser Aufgabe offensichtlich überfordert. Bei weiteren Anschlägen in den letzten Tagen wurden bereits mehrere Hundert Menschen getötet.
Von Stabilität ist der Irak seit der US-Invasion von 2003 damit noch weit entfernt. Im Gegenteil scheint sich die Lage monatlich zuzuspitzen, nachdem die US-Armee sich sang und klanglos aus dem Irak verabschiedet und die Menschen ihrem eigenen Schicksal und den Islamisten überlassen hat, die den gesamten Irak mit ihrem Terror überziehen.
êzîdîPress, 08.06.2014