Shingal. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat ein Video aus der umkämpften Stadt Shingal veröffentlicht. Gezeigt werden Aufnahmen aus Gefechten mit der HPG, dem militärischen Flügel der PKK, und der êzîdîschen Widerstandseinheit YBŞ. Bärtige Terroristen, darunter auch mind. zwei minderjährige Jungen, stoßen Drohungen gegen die PKK und Peshmerga-Einheiten in Shingal aus. Kein hochprofessionell inszeniertes Video wie sonst, sondern einfache Kampfszenen mit wild durch die Gegend schießenden Terroristen, die die Anwesenheit der IS-Terroristen belegen sollen.
Mit Panzern, bewaffneten Fahrzeugen, schweren Maschinengewehren und RPGs feuern die IS-Terroristen im Video auf Stellungen der Widerstandskämpfer, ohne in den vergangenen Monaten Erfolge erzielt zu haben. Seit Dezember vergangenen Jahres toben in der Stadt schwere Gefechte. Dort liefern sich vor allem Einheiten der PKK und der YBŞ blutige und langwierige Häuserkämpfe mit der Terrormiliz, die noch immer rund 70% der Stadt kontrolliert. Den Widerstandseinheiten gelang es dennoch mehrere Stadtteile im Norden zurückzuerobern.
Auch mehrere getötete HPG-Kämpfer mit typischem Kampfanzug und Abzeichen der HPG an den Waffen werden gezeigt; einer von ihnen wird an einem Mast aufgehängt und von mehreren IS-Terroristen angestarrt. Dutzende zerstörte Häuser offenbaren, wie heftig die Gefechte in Shingal-Stadt ausgetragen werden.
Die Rückeroberung der Stadt Shingal, einer Hochburg der IS-Terroristen unweit dem Gebirge, ist Voraussetzung einer gänzlichen Befreiung des Südens. Seit über zehn Monaten steht die südliche Region unter der Gewalt der Terrororganisation. Dort werden viele weitere Massengräber mit êzîdîschen Opfer vermutet. Eine Offensive gegen den IS im Süden wird aber erst mit dem Sturm auf Mosul erwartet.
Am 3. August überfielen die IS-Schergen das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden und verübten einen Völkermord an der Zivilbevölkerung. Mindestens 5.000 Êzîden sind nach UN-Angaben getötet, bis zu 7.000 Frauen, Kinder und Mädchen verschleppt worden. Rund 400.000 Êzîden mussten aus ihrer Heimat flüchten. Tagelange waren Zehntausende im Shingal-Gebirge bei Temperaturen von bis zu 50°C ohne Wasser und Nahrung gefangen, während die IS-Terroristen sie belagerten. Die UN-Menschenrechtskommission spricht daher von einem Völkermord.
© ÊzîdîPress, 20. Juni 2015