Bagdad. Irakischen Sicherheitskräften ist am Mittwoch ein Schlag gegen Zellen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Bagdad gelungen. Spezialeinheiten haben im Bezirk Alshaab mehrere Gebäude durchsucht und konnten bei der Operation ein versklavtes Mädchen befreien sowie einen hochrangigen IS-Terroristen verhaften. Bei dem Mädchen handelt es sich um eine 14 jährige Êzîdîn aus der Shingal-Region. Irakische Behörden veröffentlichten Bilder der Operation, darunter Bilder des Verhafteten.
Der festgenommene IS-Terrorist ist unter den Namen Ahmed Farman Mohammed bekannt und soll einer der Hauptverantwortliche der Terrormiliz für die Koordination von Entführungen und Versklavungen sein. Der ursprünglich aus Mossul stammende IS-Terrorist setzte sich nach der Rückeroberung von Mossul durch irakisches Militär nach Bagdad ab und verschleppte die junge Êzîdîn erneut. Kurz vor seiner Verhaftung in Bagdad versucht er sich mit mehreren Messerstichen in den Bauch selbst das Leben zu nehmen, überlebte jedoch. Während seiner Vernehmung gestand er die Mitgliedschaft in der IS-Terrormiliz, die Beteiligung an Terrorakten und die Versklavungen von ÊzîdInnen, wie die Polizei mitteilte. Ihm droht nun die Todesstrafe.
Die Êzîdîn konnte unverletzt befreit werden und befindet sich in der Obhut irakischer Behörden. Sie soll in den kommenden Tagen mit ihrer Familie wiedervereint werden. Als 11-Jährige wurde sie im August 2014 von IS-Terroristen aus ihrem Dorf Girzerek in Shingal verschleppt und zunächst nach Mosul gebracht. Über drei Jahre befand sie sich in Gefangenschaft der IS-Terrormiliz.
Am 3. August 2014 überrannte die IS-Terrormiliz das Hauptsiedlungsgebiet der êzîdîschen Minderheit in der nord-irakischen Region Shingal und verübte einen Völkermord an der Bevölkerung. Etwa 10.000 Êzîden fielen dem Genozid direkt zum Opfer, wie eine erste Studie der renommierten Londoner LSE Universität zeigt. Rund 2,2% der êzîdîschen Bevölkerung wurden der Studie nach getötet oder verschleppt. 400.000 weitere mussten aus ihrer Heimat fliehen. Rund 7.000 hauptsächlich êzîdîsche Frauen und Kinder wurden gefangen genommen, versklavt und systematischer sexueller Gewalt ausgesetzt. Ziel des IS sei es, die „Jesiden als Gruppe zu vernichten“ so UN-Ermittler. Das Europäische Parlament, die UN-Menschenrechtskommission sowie zahlreiche Staaten, darunter die USA, Frankreich und Großbritannien, haben die Verbrechen des IS gegenüber den Êzîden als Völkermord anerkannt. Mit der anhaltenden Gefangenschaft von schätzungsweise 2.500 bis 3.000 Frauen und Kindern handelt es sich um einen bis heute fortgesetzten Völkermord, wie die UN mehrfach erklärte.
© ÊzîdîPress, 29. März 2018