Paris. Der Oberkommandeur der êzîdîschen Verteidigungseinheit Êzîdxans (HPÊ), Heydar Shesho, sowie der Vertreter der Êzîden in Frankreich haben sich in Paris mit hochrangigen Militärs zu Gesprächen getroffen. Im Verteidigungsministerium empfingen militärische Befehlshaber der französischen Marine den êzîdîschen Oberkommandeur.
Zusammen mit Éric Vidaud, General der Marine, und Régis Colcombet, Oberst der Marine, diskutierte die êzîdîsche Delegation die momentane Sicherheitssituation im Nordirak. Beide Befehlshaber sind verantwortlich für die französische Marine, die im Irak Luftschläge gegen den „Islamischen Staat“ (IS) koordiniert.
Heydar Shesho bedankte sich bei der französischen Regierung, die kürzlich per Parlaments-Resolution die Verbrechen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ an den Êzîden als Völkermord anerkannte. Auch lobte der HPÊ-Oberkommandeur die gute Zusammenarbeit der französischen Militärs mit Vertretern der Minderheiten im Irak.
Vor dem Hintergrund der Offensive in Mossul wies Shesho auf die weiterhin anhaltende Gefahr für Êzîden und anderer Minderheiten in der Region hin. Nach dem Sieg des IS sei eine Sicherheit etwa in Shingal nicht ohne weiteres gewährleistet. General Vidaud betonte den Ausbau und Intensivierung der Kooperation, um der gemeinsamen Herausforderung im Kampf gegen den Terrorismus, der sich über die Grenzen des Nahen Ostens hinaus verbreitet, entgegenzutreten.
Gen. Vidaud erklärte weiter, dass die französische Marine bereit sei, die HPÊ im militärischen Bereich und Angelegenheiten der Sicherheit zu unterstützen, um die Region im Nordirak zu stabilisieren und den gemeinsamen Feind IS zu bekämpfen. Oberst Colcombet wies auf Pläne der französischen Regierung hin, die an einem Sicherheitskonzept für die Zeit nach dem IS arbeite. Damit soll vor allem auch die weitere Zukunft der Minderheiten in der Ninawa-Region sichergestellt werden.
Die HPÊ ist eine von zwei êzîdîschen Kampfeinheiten, die im Zuge des Völkermordes an den Êzîden in Shingal gegründet wurde. Mit über 3,500 aktiven Kämpfern und weiteren 3.000 registrierten Freiwilligen ist sie die größte, unabhängige êzîdîsche Verteidigungseinheit. Aufgrund ihrer politischen Unabhängigkeit finanziert sich die HPÊ hauptsächlich aus Spenden, weswegen sie auf militärische Hilfe internationaler Staaten wie Frankreich hofft. Seit 2014 ist Frankreich mit der Marine und Luftstreitkräften Teil der Anti-IS-Koalition im Irak.
© ÊzîdîPress, 11. Januar 2017