HPŞ-Oberkommandeur Heydar Shesho
HPŞ-Oberkommandeur Heydar Shesho

[L]alish. Als Sicherheitskräfte der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) den êzîdîschen Oberkommandeur Heydar Shesho am 5. April verhaften und abführen, wird er mit fünf mutmaßlichen IS-Terroristen in eine Zelle gesperrt. Zwei Nächte lang muss er sich die Zelle mit den IS-Terroristen teilen, gegen deren Terrororganisation der Oberkommandeur in Shingal seit über neun Monaten kämpft. Die fünf arabischstämmigen Männer wurden wegen der Zusammenarbeit mit dem IS verhaftet, wie Shesho erklärte. Eine Demütigung für den Oberkommandeur und eine Machtdemonstration der PDK.

Erst eine Intervention der Partei der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), in der Shesho selbst Mitglied ist, veranlasste die Verlegung des Oberkommandeurs der Verteidigungskraft Shingals (HPŞ). Zuvor forderte er die Wärter auf, ihn zu verlegen.

Ein Gericht in Duhok ordnete nach acht Tagen die Entlassung an. Unmittelbar nach seiner Freilassung gab Heydar Shesho eine Presseerklärung ab, die er nach eigenen Angaben nur unter Druck tätigte. Er äußerte in dieser unter anderem, dass seine Verhaftung erfolgt sei, weil „er eine Miliz ohne die Zustimmung des Peshmerga-Ministeriums“ gegründet habe. Wenig später und in Sicherheit erklärte er mehrfach, dass seine Verhaftung rechtswidrig erfolgte.

Die PDK beschuldigte Shesho eine „illegitime Miliz“ gegründet zu haben, die von Bagdad finanziert werde und auf kurdischem Territorium operiere. Der HPŞ wurde eine Kollaboration mit den schiitischen Milizen vorgeworfen, da beide im Rahmen der Allgemeinen Mobilmachung (Heshd al-Shabi) vom irakischen Staat bewaffnet und finanziert wurden. Diesen Vorwurf wies Shesho immer wieder zurück. In Shingal waren weder je schiitische Milizen aktiv, noch erfolgten gemeinsame Operationen in anderen Gebieten des Iraks. Der PDK diente dies jedoch als Vorwand, um den Oberkommandeur zu inhaftieren.

Heydar Shesho erklärte bereits vor Monaten, dass er um die Eingliederung der HPŞ in das Peshmerga-Ministerium gebeten hatte, seine Anfragen trotz intensiver Gespräche seitens der PDK aber nicht positiv beantwortet wurden. Auch Gespräche mit dem Geheimdienstchef und Sohn des Präsidenten Mesud Barzani (PDK), Mesrour Barzani, führten zu keinem Ergebnis. Erst dann habe man sich an die irakische Regierung gewandt, die zunächst 1.000 Kämpfer der HPŞ offiziell registrierte. Diese Vereinbarung sei nun aber auf Eis gelegt, in Zukunft werden die HPŞ-Kämpfer dem Peshmerga-Ministerium unterstehen. Den Kämpfern steht es frei, sich bei dem Peshmerga-Ministerium registrieren zu lassen. Den Forderungen der PDK ist Shesho nicht nachgekommen. Die HPŞ bleibt als solche erhalten, auch die Flagge wird weiterhin beibehalten.

Seine Festnahme und das Einsperren mit IS-Terroristen dienten der PDK als Machtdemonstration gegenüber dem êzîdîschen Oberkommandeur. Die PDK hat nach der Flucht ihrer Truppen aus Shingal am 3. August 2014 wesentlich an Einfluss in der Region verloren und versucht diese nun mit aller Macht zurückzugewinnen. Dabei geht sie gegen Kritiker auch mit Gewalt vor: über 130 êzîdîsche Demonstranten, Menschenrechtsaktivisten und Politiker wurden von PDK-Sicherheitskräften in den vergangenen Wochen festgenommen. Mehrere Aktivisten haben aufgrund von Morddrohungen bereits das Land verlassen.

© ÊzîdîPress, 14. April 2015