Halbmond auf dem Dach einer Moschee (wdr)
Halbmond auf dem Dach einer Moschee (wdr)


Staufenberg. Der Zentralrat der Êzîden in Deutschland (ZÊD) wird gegen einen Imam aus Deutschland Anzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung erstatten. Dies teilte der Zentralrat am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit. Hintergrund der Pressemitteilung ist die Predigt eines bisher unbekannten Imams, der offen gegen Êzîden, Juden und Armenier gehetzt haben soll. Bekannt gemacht hatte dies der deutsche Journalist und Moderator Constantin Schreiber, der im Rahmen der Sendung „der moscheereport“ bundesweit Freitagspredigten beiwohnte. In seinem Buch „Inside Islam – Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“ fasst Schreiber seine Eindrücke zusammen.

Konkret handelt es sich um die Aussage eines Imams, der laut Schreiber in seiner Predigt gegen Êzîden hetzte und sie im persönlichen Gespräch anschließend als „Symbol der Barberei“ bezeichnet haben soll, so zitiert Schreiber den Imam im Tagesspiegel. Der Imam habe dann geäußert, dass es „in keinem Land der Welt Jesiden geben dürfe“. Die Aussagen des Imam decken sich mit dem Duktus der Terrormiliz Islamischer Staat, die sich der Auslöschung von Êzîden verschrieben hat. Der ZÊD sieht in den Aussagen des Imams daher eine mögliche Verwirklichung des Tatbestands der Volksverhetzung. Die Identität des Imams ist jedoch nicht bekannt, die Anzeige werde daher zunächst gegen Unbekannt gestellt.

Dr. Said Saydo, stellvertretender Bundesvorsitzender des ZÊD, erwidert, es grenze an Zynismus, dass gerade die Êzîden als Barbaren bezeichnet würden. „2014 wurden sie im Namen des Islam durch den IS massakriert. Tausende Êzîdinnen und Êzîden hat man im Irak barbarisch abgeschlachtet“, so Dr. Saydo in der Pressemitteilung. Der ZÊD-Vorsitzende Dr. Irfan Ortac fordert die Muslimverbände dazu auf, sich „unmissverständlich und demonstrativ auf die Seite der Juden, Armenier und Êzîden zu stellen“.

Derartige Predigten wecken Erinnerungen an Verfolgung und Diskriminierung von Êzîden in ihren Herkunftsländern. Auch aus diesen Gründen lebt heute die größte êzîdîsche Diaspora-Gemeinschaft in Deutschland.

© ÊzîdîPress, 29. März 2017