Hunderte Nachbarn der Êzîden schlossen sich der Terrormiliz IS an und beteiligten sich an Massakern
Hunderte Nachbarn der Êzîden schlossen sich der Terrormiliz IS an und beteiligten sich an Massakern


Shingal. Sie waren Freunde, Arbeitskollegen, Paten, lebten in denselben Dörfern und Städten. Doch als die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden eindringt und einen Genozid an der Zivilbevölkerung verübt, schließen sich viele der ehemaligen Nachbarn der Êzîden den Terroristen an. Sie sind mitverantwortlich für Tötungen und Entführungen tausender Êzîden und verrieten Identitäten und Aufenthaltsorte. Selbst Emire der Terrormiliz wurden sie und koordinierten die Verschleppungen hunderter Frauen und Kinder, so etwa Omar Hussein Ibrahim.

„Noch bevor die Schergen des IS in der Stadt Shingal eintrafen, zogen sich unsere ehemaligen Nachbarn die schwarze Uniform des IS an und feuerten mit Maschinengewehren auf die Flüchtlinge“, erklärt ein êzîdîscher Mann von seinen Erlebnissen in Shingal. Nach stundenlangen Gefechten bricht der êzîdîsche Widerstand, die eigentlich zur Verteidigung der Êzîden in Shingal stationierten rund 10.000 Peshmerga waren bereits samt schweren Waffen davongerannt.

Es ist einer der Gründe, weshalb viele Êzîden nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren wollen bzw. nur unter der Bedingung, dass keiner der sunnitisch-arabischen und sunnitisch-kurdischen Nachbarn länger mit ihnen zusammenleben. In wenigen Fällen halfen Araber in Shingal ihren êzîdîschen Nachbarn bei der Flucht, das Vertrauen aber ist völlig zerstört. Es droht ein Krieg, sollten die etwa 430.000 êzîdîschen Flüchtlinge in ihre Dörfer zurückkehren. Auch mit der  schiitischen Bevölkerung zeigten die Schergen des IS und die sunnitischen Nachbarn keine Gnade.  Selbst „Kinder im Alter von 5 Jahren“ wurden getötet, berichtet ein schiitischer Überlebender aus Shingal.

Der CNN erzählt ein êzîdîscher Student, wie die IS-Terroristen die Bevölkerung attackierten und die arabischen Nachbarn sich daran beteiligten. So waren etwa an den Massakern im Dorf Kocho, wo über 600 êzîdîsche Männer getötet und rund 1.000 Frauen und Kinder verschleppt wurden, auch Nachbarn beteiligt. Selbst am Menschenhandel mit êzîdîschen Frauen und Mädchen waren und sind sie involviert. Mit dem IS entluden sie ihren Hass auf die nicht-muslimische und nicht-sunnitische Bevölkerung. Mohammed Al-Hassal, ebenfalls ein sunnitischer Araber aus Shingal, stieg zum Emir der Terrormiliz in der Shingal-Region auf und hielt in einem Verließ êzîdîschen Frauen fest.

Als Dutzende êzîdîsche Jungen und Männer vor laufender Kamera zwangsweise zum Islam konvertieren und das islamische Glaubensbekenntnis aufsagen müssen, moderiert ein kurdisch sprechender Nachbar der Êzîden aus Shingal die Zwangskonvertierung des IS.

Êzîdîsche Überlebende und Aktivisten haben Listen mit Namen und Bildern der Nachbarn zusammengestellt, die sie an die IS-Terrormiliz verraten haben und fordern Gerechtigkeit. Gesichter, die mitverantwortlich sind für einen Genozid selbst an wehrlosen Kindern. Nachbarn, die zu Terroristen wurden. Einige dieser liegen ÊzîdîPress vor:

© ÊzîdîPress, 17. Mai 2015